Rezension

Eine Liebesgeschichte, ohne Kitsch. Eine Geschichte über Leben und Tod.

Ich versprach dir die Liebe - Priscille Sibley

Ich versprach dir die Liebe
von Priscille Sibley

Bewertet mit 5 Sternen

Verlag: Bastei Lübbe; Erscheinungsjahr: 2013; Seiten: 444; Autorin: Priscille Sibley, Format: Taschenbuch

Elle liegt nach einem tragischen Unfall im Komma mit keinerlei Hoffnung auf Heilung. Ihre Mutter sah sie leiden und hat deshalb panische Angst vor lebenserhaltenden Maßnahmen. Matt, ihr Mann, will ihr ihren Frieden geben, doch dann erfährt er, dass sie schwanger ist. Seit Jahren wünschte sich Elle nichts sehnlicher als ein Baby…Was soll nun geschehen? Wie kann man über Tod und Leben entscheiden? Ein Kampf um das Leben und den Tod beginnt.

Meinung
Schreibstil:

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive, aus Matts Sicht  geschrieben. Eigentlich ist es relativ einfach, ohne große Gefühlsduseleien geschrieben, eben aus Sicht eines Mannes, irgendwie pragmatisch. Doch gerade wenn er seinen Gefühlen dann doch mal freien Lauf lässt oder die Tagebücher von Elle liest, bekam ich manchmal eine Gänsehaut und des öfteren rollte bei mir die ein oder andere Träne. Eine gelungene Mischung aus Fakten und Gefühlen.

„Nichts und niemand konnte Elle retten. Aber ich brauchte sie.“ (S. 13)

Charaktere:

Matt ist eher pragmatisch, doch Elle ist alles für ihn. Wann immer er von ihr spricht und an sie denkt, merkt man, wie viel sie ihm bedeutet. Er ist selbst Arzt, Neurochirurg, und weiß, dass Elle nicht mehr zu helfen ist. Doch dann erfährt er, dass Elle schwanger ist und er beginnt zu kämpfen, für sich, für Elle’s Traum und für das Baby. Er trotzt dabei sogar seiner Mutter, denn nichts ist im wichtiger als Elle und diese ungeborene Baby, nicht mal seine eigenen Gesundheit. Ich mochte Matt wirklich sehr und habe mit ihm gelitten.

„Ich drehte mich auf die Seite und weinte. Ich weinte, wie ich noch nie im Leben geweint hatte.“ (S. 152)

Linney ist Matts Mom und sieht Elle als ihre eigene Tochter. Sie war immer für sie da, von klein auf, besonders nachdem Alice, Elle’s Mom, gestorben war. Sie liebt Elle über alles, genauso wie ihren Sohn Matt und weiß, wie sehr sich Elle einen schnellen Tod gewünscht hatte. Deshalb kämpft sie gegen Matt, und für das Abschalten der Geräte. Trotzdem habe ich sie gemocht, denn ich konnte ihre Beweggründe verstehen. Sie ist eine liebenswerte, ältere Frau und eine wundervolle Mutter, die mir manchmal auch leid tat.

Jake teilte sich in Studienzeiten eine Zimmer mit Matt und ist ein sehr guter Anwalt. Er kämpft vor Gericht für Matt und wird zunehmend auch zu einem wirklich echten Freund, der Matt durch diese schwere und harte Zeit begleitet. Anfangs dachte ich noch, er ist ein Idiot, er will doch nur Profit aus dieser Sache schlagen und Ruhm. Aber dann lernte ich ihn kennen und auch er entwickelte sich im Laufe der Zeit weiter. So konnte ich auch ihn noch in mein Herz schließen.

Dank der Rückblicke in die früheren Jahre und die Tagebücher, die Matt zur Recherche liest, lernen wir sogar Elle richtig kennen. Ich fand es wundervoll, dass wir sie, trotz das Elle bereits im Koma liegt, noch kennen lernen dürfen. Denn sie ist ein wundervoller, großherziger Mensch, der immer für andere da ist, und so gut wie es geht jedem, der Hilfe braucht, helfen will. Ich mochte Elle sehr und wahr daher um so trauriger, dass von Beginn an klar war, dass sie nicht wieder leben wird.

Geschichte:

Das Buch geht zunächst mit einem romantischen Abend zwischen Elle und Matt los, doch man erfährt gleich, dass es der letzte gemeinsame Abend sein wird. Dann geht es auch gleich weiter mit dem tragischen Unfall, der dafür sorgt, dass Elle mit schwersten, nicht reparablen Hirnverletzungen ins Komma fällt. Und wir sind von 0 auf 100 tief in dieser tragischen, traurigen und doch irgendwie wundervollen Geschichte gefangen. Eine Geschichte über Tod und Leben, darüber ob und wann man für eine Person, die selbst nicht mehr entscheiden kann, über Leben oder Tod entscheiden kann. Eine Geschichte über die Grenzen der modernen Medizin, über Moral und Glaube. Und gleichzeitig eine wundervolle, aber trotzdem nicht kitschige Liebesgeschichte.

 ” ‘Deine Hochzeit hingegen war ganz einfach’, sprach er leise vor sich hin. ‘Aber sie hatte etwas Besonderes. [...] Vielleicht Aufrichtigkeit. Du und sie – das passte einfach.’ ” (S. 280)

Elle und Matt kennen sich seit Elle auf der Welt ist, sie hatten ihre Höhen und Tiefen. Bereits als Elle 15 Jahre alt ist, kommen Matt und sie dass erste Mal zusammen. Er hilft ihr, durch die schwere Zeit, als Elle’s Mum monatelang dahinvegetiert aufgrund ihres Krebsleidens und einfach nicht ihren Frieden bekommt. Deshalb hat Elle auch selbst panische Angst, einmal künstlich am Leben erhalten zu werden. Matt, der das genau weiß, will ihr diesen Wunsch erfüllen, doch das noch ungeborene Baby ändert alles. Denn Elle und Matt, besonders Elle, haben einen Traum, einen Traum, der bei Elle sogar wichtiger als ihre Arbeit bei der NASA und wichtiger als ihre Gesundheit ist. Endlich ein Baby zu bekommen, denn es gab schon zu viele Fehlversuche. Matt kämpft gegen zahlreiche Gegner, zu denen sogar seine Mutter gehört, um diesem Kind und Elle’s Traum eine Chance zu geben und ist sich mehr oder weniger sicher, dass Elle genau das gewollt hätte.

„Du braucht nur eine Chance und Zeit. Und Liebe. Das alles werden wir Dir geben, das verspreche ich Dir.“ (Elle, S. 418-419)

Fazit

Am Anfang war ich noch etwas distanziert von dem Buch. Ich wurde zwar gleich in die Geschichte hineingeworfen, aber mir kam es doch etwas unterkühlt vor. Aber, es passte, es passte zu Matt, denn Matt ist nun mal so und die Geschichte wird von ihm erzählt. Dann kamen die Rückblicke, die Tagebücher und die wenigen Momente, in denen Matt seine Gefühle raus lies. Diese haben mich so berührt, dass der Anfang schnell vergeben war. Das Buch ist eine wundervolle Liebesgeschichte, die kein bisschen kitschig ist und trotzdem unter die Haut geht. Eine Geschichte über Leben, Tod, Moral und Glaube die mich zum Nachdenken und Weinen brachte. Das Buch hat definitiv fünf von fünf Herzen verdient.