Rezension

Einem Verbrechen auf der Spur?

Der Sucher -

Der Sucher
von Tana French

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich kommt es hervor aus der Hecke. Trey, so heißt dieses wilde Geschöpf, das ihn beobachtet, nicht aus den Augen lässt. Was drängt dieses Kind zu Cal, dem ehemaligen Cop, der sich nach 25 Jahren aus dem Polizeidienst zurückzieht. Ein altes, vermodertes Haus in Irland nennt er sein Eigen, will es auf Vordermann bringen. In Ruhe wollte er hier leben, fernab all der Gewalttaten im fernen Chicago und jetzt hat Trey ihm einen dicken Strich durch seine Pläne gemacht. „Mein Bruder Brandan ist verschwunden“ so viel bringt er endlich aus diesem wortkargen Trey heraus. Mam meint, er sei abgehauen, aber Trey glaubt, irgendwer hat ihn sich geschnappt, die Bullen werden nichts machen und nun ist Cal sein Hoffnungsschimmer. Auch wenn alles in Cal sich sträubt, so ist er bald tief drin, bringt diese allzu stummen Dörfler zum Reden, deckt so manch gut gehütetes Geheimnis auf, je tiefer er gräbt.

Tana French hat zwei Charaktere geschaffen, denen man nicht böse sein kann, auch wenn sie des Öfteren über die Stränge schlagen, sich nicht immer an Regeln halten. Cal ist der Aussteiger, dessen Privatleben ihm wegzudriften droht. Er hofft, hier seine Ruhe und nicht zuletzt sich selbst wiederzufinden. Trey, 13jährig, hat noch nicht viel Schönes erlebt, Brandan war dessen Stütze, war Familie.

Das irische Dorfleben, geprägt von so manch schrulligem Eigenbrötler, ist der Hintergrund dieses Romans, der auch als Krimi taugt. Tieftraurig und sehr lebendig, unglaublich emotional kommen diese Iren, kommt diese Suche daher, stur und wütend sind sie zuweilen, zu allem entschlossen. Das Gespann Cal / Trey war mir bald sehr vertraut, ich mochte sie beide. Sie haben mich gut unterhalten, auch wenn es nicht immer sanft - eher zuweilen derb - zuging. Der Schluss war stimmig, aber auch überraschend und in seiner Gänze ungewöhnlich.

Ein Wort noch zum Cover: Dunkle Wolken über der irischen Landschaft, windzerzaust. Hier braut sich etwas zusammen, nicht greifbar, bedrohlich. So sehe ich dieses gelungene Titelbild in Anlehnung an den lesenswerten Inhalt.

Mit „Der Sucher“ ist der irischen Autorin Tana French ein tiefer Blick in die Eigenarten derer gelungen, die so einiges zu verbergen haben, unter deren Oberfläche es zuweilen brodelt. Ein stimmungsvolles Porträt einer eingeschworenen Gemeinschaft inmitten wunderschöner Natur. Fesselnd  geschrieben, sehr lesenswert.