Rezension

Einfühlsamer Hörbuch-Roman zweier lebensmüder Frauen

Ende in Sicht -

Ende in Sicht
von Ronja von Rönne

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Romanautorin welche selber das Hörbuch bespricht hatte mich anfangs zweifeln lassen, aber ich bin eines Besseren belehrt worden. Auch wenn die ersten Hörminuten mich durch zu lange Pausen zwischen Wörtern gestört hatten, kam ich bald in einen tollen Hörfluss und genoss die weibliche Stimme in meinem Ohr.
Die Handlung selbst mag nicht jedermanns Geschmack sein da das Thema Selbstmord ziemlich heikel ist. Dass aber ausgerechnet zwei weibliche Personen, wenn auch mit ziemlichen Altersunterschied, bei ihrer Durchsetzung des skurrilen Plans quasi gegenseitig gestört werden, gibt dem Roman richtig Pep und ironisches Vergnügen. Nachdem also das Teenager Mädchen Juli von der Brücke "fiel" und Hella vors Auto plumpste, beginnt ein Roadtrip der mit der Zeit beide nicht nur ihr eigenes Seelenchaos sehen lässt sondern sich der Welt wieder mehr öffnen und auch optimistischer werden.
In der momentan tristen Jahreszeit und auch nicht mehr gerade quellfrisch kann ich die negative Einstellung dem Leben ein Ende setzen zu wollen, gut nachvollziehen. Mir hat das Hörbuch gut geholfen eigene dunkle Gedanken wieder weniger wichtig zu nehmen. Besonders gut ist es der Autorin gelungen, Erinnerungen aus vergangenen altmodischen Tagen mit der Gedankenweise eines jungen Mädchens zu verknüpfen und man kann sich so in beide sehr gut hineinversetzen. Einerseits das " ich bin alt und zu nichts mehr gebrauchen" und andererseits Versagensängste und das Gefühl, nicht genug beliebt zu sein und sich der Gesellschaft anpassen zu müssen.
Auch das Cover mit der Schnecke und dem Titel passen perfekt zur Geschichte, aber ich will nicht zuviel spoilern was genau dahintersteckt.

Zusammengefasst ein tolles Hörbuch, das Mut macht wieder Sinn im Leben zu finden und wunderbar amüsant und unterhaltsam ist.