Rezension

Elena, Sam und Bär ***

Cascadia -

Cascadia
von Julia Phillips

Bewertet mit 3 Sternen

Die Schwestern Elena und Sam leben mit ihrer lungenkranken Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Mit Elenas Arbeit als Kellnerin im Golfclub bzw. Sams Job in der Cafeteria auf einem Fährschiff kommen die drei Frauen mehr schlecht als recht über die Runden. Als ein Bär im Kanal zwischen den nordamerikanischen Inseln schwimmt und in der Nähe ihres Wohnhauses landet, wird sich das Leben der Geschwister dramatisch verändern.

Mit einem sehr ruhigen Schreibstil entwirft Julia Phillips ihre Erzählung über die beiden Schwestern, welche angelehnt ist an das Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“. Obwohl insbesondere Sam sehr präzise beschrieben wird, bleibt sie mir – wie auch die wenigen anderen Charaktere – eher fremd und distanziert. Ihre Lebenslage ist schwierig, der Wunsch, anderswo hinzuziehen und neu zu beginnen, gut nachvollziehbar. Das Leiden der Mutter, die selbst praktisch nicht zu Wort kommt, verhindert allerdings jegliche Veränderung. Diese beginnt erst mit dem Auftauchen des Bären, der ungewohnt zutraulich ist und sich Elenas und Sams Zuhause immer wieder nähert. Der weitere Handlungsverlauf wird von Kapitel zu Kapitel bizarrer, die Schwestern, welche sich lebenslangen Zusammenhalt geschworen haben, sind nicht so, wie es anfangs scheint. Verdrängte, versteckte Charaktereigenschaften kommen ans Licht und können vom außenstehenden Leser analysiert und interpretiert werden.

Das Leben in Armut, das Streben nach einem besseren Dasein, die nordamerikanische Fauna und Flora sind atmosphärisch eingefangen, dennoch kann ich etliche Gedankengänge und Handlungen der zwei Schwestern nicht wirklich nachvollziehen, geschweige denn, mich in eine der beiden einfühlen. Ein ausgefallener Roman, der aber gewiss seine Anhänger findet.