Rezension

gefühlvolle, musikalische Geschichte

Weil es Liebe ist - Christina Lauren

Weil es Liebe ist
von Christina Lauren

Bewertet mit 4.5 Sternen

Holland hat kreatives Schreiben studiert, hält sich nun allerdings mit anderen Jobs über Wasser. Ihr Leben enthält nicht so viele aufregende Momente, das einzige Highlight an ihrem Tag ist das musikalische Erlebnis in der U-Bahn. Ein Straßenkünstler erfüllt die Station mit seinen Klängen und verzaubert Holland jedes Mal aufs Neue. Doch wie sich die Geschichte zwischen den beiden dann entwickelt, hätte wohl niemand von ihnen gedacht. Durch einen „höheren“ Zweck verbinden sich ihre Leben, wenig romantisch, aber sehr effizient. Und dann kommt alles ganz anders…

 

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, ich habe mich schnell wohl gefühlt in der Geschichte und konnte mich gut auf Holland und ihre Erlebnisse einlassen. Durch die Ich-Perspektive erlebt man die junge Frau intensiv und erhält detaillierte Einblicke in ihr Leben, ihre Gedanken, die aufgewühlten Gefühle, ihre Zweifel und Entwicklungen. Umso besser man sie kennenlernt, umso besser versteht man auch ihre Entscheidungen, ihre Reaktionen und Handlungen. Doch manchmal gibt es trotzdem Momente, in denen man ihr gern einen zusätzlichen Rat geben möchte, damit sie nicht so stur und engstirnig reagiert, wie sie es tut. Obwohl man verstehen kann, dass verletzte Gefühle und die tiefen Zweifel, die aufgrund der verwirrenden Situationen in ihr aufgekeimt sind, ihr Leben erneut ziemlich auf den Kopf stellen, ist doch recht klar, was sie eigentlich will und was ihr Gegenüber will. Nur dass sie ewig brauchen, um das wieder zusammen zu führen.

Während des Buches kann man einige Veränderungen an Holland erleben. Sie ist eigentlich eher bodenständig, nicht übermäßig spontan oder verrückt, kommt damit aber ganz gut durchs Leben, auch wenn sie sich eigentlich etwas anderes erhofft hatte, als Tshirts und anderes Werbematerial rund um die Theateraufführung ihres Onkles zu verkaufen. Ihre Schwärmerei für den Straßenmusiker versüßt ihr den Tag und veranlasst sie dazu, über ihre eigenen Grenzen hinaus zu handeln und sich auf etwas einzulassen, was eigentlich so gar nicht zu ihrem Wesen passen will. Das ist jedoch nicht die einzige Entwicklung, die man in der Geschichte feststellen kann.

 

Durch den Kontakt von Holland zu Calvin lernt man dann auch den Musiker besser kennen. Doch anfangs ist es noch schwer ihn einzuschätzen, was wohl am meisten daran liegt, dass man ihn ja nur aus der Sicht von Holland erlebt. Meint er die Dinge, die er sagt, echt? Macht er es nur als Mittel zum Zweck? Was sind seine Absichten und verändern sich seine Ansichten, so wie es den Anschein hat?! Ich habe beim Lesen allerdings weniger gezweifelt als Holland, auch wenn einige ihrer möglichen Erklärungen schon nachvollziehbar waren und es immer wieder Momente gibt, in denen man selbst auch zweifeln könnte bzw. in denen man überrascht wird von seinen Aktionen.

Die Art, wie die beiden „zusammen“ gefunden haben, ist mehr als ungewöhnlich. Sie müssen hart arbeiten, um ihren Weg weiter verfolgen zu können und doch spürt man immer wieder, wie viel Freude ihnen die Zeit bringt. Calvin und Holland harmonieren in verschiedenen Bereichen sehr gut und ihre Gefühle werden immer stärker zum Ausdruck gebracht. Häufig ist es jedoch eine ziemliche Achterbahnfahrt. Kaum gibt es einige glückliche Szenen, in denen man die Hoffnung hat, jetzt könnte alles gut werden, rauscht der Waggon auf den Schienen nach unten, alle werden ordentlich durchgeschüttelt und müssen den Absturz erst mal verdauen, bevor die Fahrt vielleicht wieder nach oben – zum Glück- geht. Zwischendurch gibt es auch sehr leidenschaftliche, erotische Passagen, in denen die Charaktere alles um sich herum ausblenden und nur den Augenblick genießen.

 

Neben den sehr intensiven Emotionen, die auf verschiedene Weise immer wieder eine Rolle spielen und das Leben der Figuren bestimmten, hat mir besonders die Integration der Musik sehr gut gefallen. Die ausgeschmückten Beschreibungen, wie die Instrumente klingen, wie die Künstler miteinander harmonieren und was dabei für ein Gefühl bei dem Zuhörer entsteht, hat einen selbst mitgerissen und man möchte eigentlich am liebsten selbst ins Theater gehen und die Aufführung erleben oder zumindest Calvin privat mal an der Gitarre hören.

Auch die Konstellation der Charaktere hat mir gut gefallen. Besonders Robert und Jeff habe ich sehr ins Herz geschlossen. Sie sind immer für ihre Nichte da, helfen ihr wieder auf die Beine, geben gute Ratschläge, ohne sie zu bevormunden und rücken ihr auch mal den Kopf zurecht, wenn es sein muss. Wenn man solche Menschen in seinem Leben hat, dann kann man einfach nur stolz darauf sein und man kann den Wunsch von Holland, ihnen ein bisschen was von ihrer Dankbarkeit zurück zu geben, sehr gut nachvollziehen.

 

Fazit

Eine sehr gefühlvolle, musikalische Geschichte, die an einigen Stellen auch immer wieder nachdenklich stimmt. Besonders für Holland hat sich viel verändert, sie muss sich über vieles klar werden und kämpft nebenbei noch mit ihren aufgewühlten Emotionen, die immer wieder neue Anstöße bekommen, um durcheinander zu geraten. Der angenehme Schreibstil führt einen gut durch die Geschichte und lässt einen mit Holland mitfühlen, auch wenn einem als Leser manche Dinge vielleicht schneller klar werden, als der Protagonistin selbst. ;)

 

Vielen Dank für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!