Rezension

Hat mich leider nicht von sich überzeugen können

Darkiss - Herrscher der Gezeiten - Nichola Reilly

Darkiss - Herrscher der Gezeiten
von Nichola Reilly

Bewertet mit 2 Sternen

Ich muss gestehen, dass das Cover der Hauptgrund für das Lesen des Buches war. Der Klappentext klang dazu auch ganz interessant und wob mit einer neuen Idee, die sehr unterhaltsam sein könnte. Doch hier hat das Gute schon aufgehört. Denn leider führt schon der Titel meiner Meinung nach den Leser in die Irre, da es keinen Herrscher über die Gezeiten gab. 

Das Buch beginnt zum Einsetzen einer Flut, die alle Bewohner der Insel auf die Plattform zwingt, damit diese nicht ins Meer fallen und dort von den Kritzlern - Fische, die Jagd auf Menschen machen - getötet werden. Von Flut zu Flut werden es immer weniger Menschen, die noch am Leben sind und der Verlust wird dort nicht sehr groß geschrieben. Wer es nicht schafft, ist eben weg. 

Coe ist eine der jüngsten Inselbewohner, weshalb sie auf der Nummer 2 der Plattform stehen darf. Das heißt sie steht in der Mitte und wird nicht durch das Schubsen der Anderen ins Meer gestoßen. Doch mit der sechzehnten Hochflutzeit hat dies ein Ende, da sie dann als Erwachsene gilt und einen Platz entsprechend ihrer Aufgabe auf der Insel erhält. In ihrem Fall wäre dies am äußeren Rand der Plattform, da sie in ihrer Kindheit eine schreckliche Begegnung mit den Kritzlern hatte und seitdem verstümmelt ist. Dies bringt ihr bei den anderen Bewohnern nur Spott und Häme ein. 

Dann wäre da noch der Sonnenschein Tiam, auf den Coe schon immer ein Auge geworfen hat. Er kann jeden aufmuntern und hat einfach ein Talent dafür die Menschen aufzuheitern - selbst in ausweglosen Situationen. Im steht eine grandiose Zukunft bevor und muss sich nicht um seinen Platz sorgen. Tiam kam mir manchmal sehr arrogant vor, so als wüsste er, dass alle ihn lieben und als wäre er einfach etwas Besseres. Dagegen war er im nächsten Moment wieder super süß zu Coe. Ich wurde fast bis zum Ende nicht so recht aus ihm schlau. 

Auch der Schreibstil hat es mir nicht einfacher gemacht das Buch zu mögen. Er ist zwar sehr flüssig geschrieben, aber ich hatte ständig das Gefühl, dass die Autorin sich in Erzählungen verzettelt und selbst gar nicht weiß, wie sie einen roten Faden erschaffen soll. Bis zur Hälfte des Buches war es deshalb sehr langatmig und ich habe mehr als einmal überlegt es einfach abzubrechen. Letztendlich habe ich es dann doch weitergelesen und auf einen Lichtblick gehofft, der leider viel zu spät in Sicht kam. 

Fast bis zum Ende hin wusste ich nicht, in welche Richtung das Buch gehen soll und welchen Sinn es überhaupt hat. Ständig wurde die Handlung für die Flut "unterbrochen" und brachte mich aus dem Lesefluss. Da Coe eine eher unscheinbare Protagonistin ist habe ich mit etwas erfrischendem gerechnet, wurde aber leider enttäuscht. Sie scheint eine der schlausten Personen auf der Insel zu sein, kann dies aber nicht richtig Umsetzen und wirkt deshalb sehr oft dumm und als würde sie auf dem Schlauch stehen. Während ich die Lösung schon längst hatte, tastete sie noch im Dunkeln und nervte mich einfach nur noch. Auch an Durchsetzungsvermögen fehlte es ihr gewaltig. Sie war die arme, kleine Coe, die doch gar nichts kann und niemand besonderes ist. Anstatt mal an sich zu glauben und ihren Willen endlich einmal durchzusetzen.

Erst auf den letzten 40 bis 50 Seiten nahm die Spannung etwas zu, sodass ich auch endlich mal an dem Buch geklebt habe, da ich doch noch wissen wollte, wie es denn enden würde. Es werden Geheimnisse aufgedeckt, mit denen ich nicht rechnete und die Puzzelteile fügten sich endlich zusammen. Doch das reichte auch nicht mehr, um das Buch zu retten. Denn die ersten 300 Seiten waren für mich schnarch langweilig.

Ein Buch, an das ich hohe Erwartungen hatte, aber maßlos enttäuscht wurde. Das Cover und der Klappentext klangen so vielversprechend, sodass ich mich sehr auf das Lesen freute, aber die Geschichte wirkte unausgereift und unfertig. Die Charaktere haben mich nur noch genervt und Coe die Protagonistin stand so gut wie immer auf dem Schlauch als die Lösung zu erkennen. Der Schreibstil war auch eher verwirrend als hilfreich. Ich hätte es beinahe ein paar Mal abgebrochen, da ich einfach keine Lust mehr hatte. Erst gegen Ende war eine Spur eines roten Fadens erkennbar, aber diese zeigte sich meiner Meinung nach viel zu spät. Hier wurde viel Potenzial von der guten Idee verschenkt.