Rezension

Herzsammler

Herzsammler
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 5 Sternen

Ich hatte bereits den Vorgänger "Und morgen Du" gelesen und war begeistert davon. Etwas verwirrt war ich, als ich "Herzsammler" angefangen habe und erst mal ein paar Kapitel gebraucht habe, um zu erkennen, dass dieser Band vor "Und morgen Du" spielt. Inhaltlich spielt das nur eine Nebenrolle, so dass man beide Romane sehr gut unabhängig voneinander lesen kann.

Da mir "Und morgen Du" schon so gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt auf den neuen Roman von Stefan Ahnhem. Ich muss sagen, dass ihm auch dieses Buch gut gelungen ist. Er hat eine einzigartige Schreibweise, die mir sehr gefällt und die man auch sofort wieder erkennt. Daher war es schön, ein neues Buch von einem "alten Bekannten" zu lesen.

Dazu muss ich allerdings sagen, dass mir "Und morgen Du" ein kleines bisschen besser gefallen hat. Was Ahnhems Erzählweise im ersten Buch ausgemacht hat, wurde bei "Herzsammler" meiner Meinung nach ein wenig übertrieben. Dieses szenische Schreiben, kurze Szenen, die am spannendsten Punkt erst mal enden und eine neue beginnt, fand ich wunderbar gelungen im ersten Buch. Hier erscheint es mir ein wenig zu "zerrissen". Es gibt viele Erzählstränge, mir persönlich ein paar zu viele, so dass ich manchmal nicht mehr genau wusste, wo die letzte Szene eines Stranges aufgehört hatte, da währenddessen schon so viel Neues in den anderen Strängen passiert ist.
Außerdem hat die Brutalität in diesem Buch noch ein wenig zugenommen. Für Leute, die solche Thriller lieben, ist das bestimmt genau das Richtige. "Und morgen Du" war auch schon nichts für schwache Nerven, doch hier scheint alles noch mal ein wenig härter.

Gut fand ich hingegen, dass das Privatleben von Fabian Risk, schon der Ermittler aus "Und morgen Du", nicht zu sehr ausgebreitet wurde. Es war schön, den bekannten Risk wieder dabei zu haben, da er mir als Charakter auch sympathisch ist, doch der Fall an sich hat immer noch den Großteil der Geschichte eingenommen und nicht so sehr das Privatleben. Ahnhem hat hier genau die richtige Mischung gefunden. Die ausgedehnte Schilderung des Privatleben der Ermittler stört mich bei anderen Thrillern ein wenig.

Insgesamt hat mir das Buch und die Geschichte, die hinter dem Kriminalfall steckt, sehr gut gefallen. Und daher muss ich auch trotz der vielleicht etwas "zerrissen" erzählten Geschichte 5 Punkte vergeben, denn wirklich störend war auch das nicht. Ich fand es spannend, wie die vielen Stränge am Ende ineinander verwoben wurden. Meiner Meinung nach ist Ahnhem jetzt schon einer der besten Thrillerautoren, auch wenn dies erst sein zweites Buch ist. Seine Schreibweise hält einen einfach total gefangen, so dass man das Buch gar nicht mehr weglegen möchte, bevor man die Auflösung am Ende erfahren hat. Und wie er es schafft, die Logik aufrecht zu erhalten und am Ende wirklich keine Fragen mehr offen zu lassen, finde ich bewundernswert.

Ich würde dieses Buch auf jeden Fall jedem empfehlen, der einen wirklich spannenden Thriller sucht und gute Nerven hat. Denn diese braucht man garantiert.