Rezension

Es kommt nicht oft vor,

Herzsammler
von Stefan Ahnhem

... dass der zweite Band einer Thrillerreihe chronologisch vor dem ersten Teil einzuordnen ist. Für den Autor ist es natürlich einfacher in der zeitlich korrekten Reihenfolge zu schreiben, da er die Handlung logisch aufbauen kann. Der Rückwärtssprung in der Zeit stellt eine Herausforderung dar, gilt es doch, sich jederzeit der Ereignisse des nachfolgenden Buches bewusst zu sein, um logische Fehler zu vermeiden.

Dem schwedischen Autor Stefan Ahnhem ist dies in „Herzsammler“, dem neuesten Thriller mit Fabian Risk, dessen schwangerer Kollegin Malin Rehberg und Dunja Hougaard, einer Polizistin aus Dänemark, gelungen. Er geht zurück in der Zeit und beschreibt neben dem aktuellen Fall sowohl Berufliches als auch das private Umfeld der Ermittler, sodass die Motivation für die Rückkehr Risks nach Helsingborg, seine Heimatstadt, einleuchtend erklärt werden. Ansonsten tritt er privat auf der Stelle, denn die thematisierten Eheprobleme aus der Erstveröffentlichung „Und morgen du“ scheinen auch in dem zeitlichen Vorgänger seit geraumer Zeit zu bestehen.

Fabian Risk arbeitet als Ermittler bei der Stockholmer Polizei, als er von seinem Vorgesetzten aufgefordert wird, sich um einen ganz besonderen Fall zu kümmern, der eigentlich nicht in ihr Ressort fällt. Der Justizminister ist verschwunden, und es gibt weder einen Hinweis auf den Grund, noch auf den momentanen Aufenthaltsort. Risk geht die Aufgabe mit der nötigen Diskretion an, wobei er sich Unterstützung von seiner ehemaligen Kollegin Niva, einer Computerspezialistin, holt. Zu spät, denn der Minister wird ermordet aufgefunden, die Leiche übel zugerichtet.

Nach und nach tauchen weitere Tote auf, die alle eine Gemeinsamkeit aufweisen – ihnen wurden Organe entnommen. Ist ein Serienmörder am Werk? Die Ermittlungen verdichten sich und ergeben Hinweise auf die Belieferung einer israelischen Organisation, die schwunghaften Handel mit Organen betreibt. Wird es Fabian Risk gelingen, diesem gewissenlosen Mörder das Handwerk zu legen?

„Herzsammler“ ist kein Prequel im eigentlichen Sinne. Eher macht es auf mich den Eindruck, als ob der Autor die Notwendigkeit gesehen hat, den persönlichen Hintergrund seiner Protagonisten ausführlicher darzustellen. Er verpackt dies in einer komplexen, temporeichen Story, die mit unerwarteten Wendungen und zahlreichen Cliffhangern am Ende der Kapitel zu zügigem Lesen motiviert, weil man wissen möchte, wie die verschiedenen Ereignisse letztendlich zusammenhängen. Ein spannender Pageturner – nicht nur für Freunde skandinavischer Thriller!