Rezension

Späte Rache

Herzsammler
von Stefan Ahnhem

Zum Inhalt:
Der schwedische Justizminister wird entführt und wenig später tot aufgefunden. Es zeigt sich, dass dieses und weitere Verbrechen, bei denen den Opfern Organe entfernt werden, mit Vorgängen zu tun haben, die ihren Anfang vor vielen Jahren in einem weit entfernten Land nahmen.
Mein Eindruck:
Genial konstruiert und sehr spannend präsentiert sich der zweite Thriller von Stefan Ahnhem. Zwar kann es auch dieser skandinavische Autor leider nicht lassen, seinem Ermittler exorbitante private Probleme anzudichten (meine Güte, - wann ist dieses von Mankell vor 20 Jahren aufgemachte Fass endlich ausgetrunken?), glücklicherweise stören diese Widrigkeiten den Lesefluss nur ein bisschen. Ganz im Gegenteil. Dieses Buch ist ein Genuss, der sich dank eines guten Schreibstils und einer cleveren Tätersuche schnell einstellt und nur durch einen durchwachsenen Schluss gestoppt wird. Dabei überzeugt vor allem die Kunst, nicht nur die Ermittler in Dänemark und Schweden, sondern auch die Lesenden lange im Dunkeln über Motiv und Täter tappen zu lassen. Zusätzlich gefällt, dass trotz aller Grausamkeit eine gewisse Sympathie für die Vorgänge aufgebracht wird. Aber – wie schon geschrieben – bei allem Lob gibt es bei diesem fast perfekten Thriller auch ein paar Sachen, die eine Fünf-Sterne-Wertung verhindern:
1. Sind nicht nur private Probleme vorhanden, sondern werden auch noch in typischer Weise abgehandelt: Frau heiratet Polizisten, um dann den Job schlecht zu finden. Dass es sich bei Kriminalbeamten nicht um 9-5 Uhr Arbeitende handelt, dürfte intelligenten Wesen bekannt sein.
2. Das Ende! Viel zu Holterdiepolter und dermaßen komprimiert, dass das Gefühl aufkommt, der Autor hätte eine Seitenvorgabe bekommen, wollte von seiner Geschichte nichts kürzen und hat dann das Ende nur noch schnell zusammengefasst. Die sich dadurch überschlagenden Ereignisse habe ich tatsächlich zweimal gelesen, weil ich irgendwie das Gelesene beim ersten Mal gar nicht erfassen konnte.
Das absolute Ende ist jedoch nur folgerichtig und versöhnt.

Fazit:
Bis zur letzten Handlung des Täters grandios, dann zu ungestüm.