Rezension

Spannend!

Herzsammler
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 5 Sternen

1999 wird im Nahen Osten ein Brief aus einem Gefangenentransporter geworfen, eine Odyssee beginnt, die ihn am Ende nach Schweden führt. 2009 wird in Schweden der Justizminister entführt und in Dänemark die Ehefrau eines TV-Moderators bestialisch getötet. Scheinbar haben die Ereignisse nichts miteinander zu tun – oder doch?

Der Roman ist bereits der zweite erschienene um den Ermittler Fabian Risk, chronologisch ist er jedoch vor dem ersten anzusiedeln. Da ich den Vorgänger nicht gelesen habe, wusste ich auch nicht, was Fabian und seine Kollegen in Zukunft erwartet, konnte mich also überraschen lassen.

Der Roman ist sehr komplex, es gibt viele Handlungsstränge, die zunächst ohne erkennbaren Zusammenhang sind. Ich mag so etwas, es lädt direkt zum Miträtseln ein und erzeugt Spannung, diese entstand bei mir von Anfang an vor allem durch die Frage nach des Rätsels Lösung, denn, alleine dadurch, dass wir in einem Roman über all dies lesen, muss es ja einen Zusammenhang geben. Der wurde am Ende auch geliefert – und zwar glaubhaft konstruiert.

Ich mag auch Ermittler mit Privatleben, und die gibt es hier genug. Neben Fabian Risk, der Eheprobleme hat, auch Malin Rehnberg, mit Zwillingen schwanger, oder die dänische Ermittlerin Dunja Hougaard, die sich nicht nur mit Beziehungsproblemen sondern auch mit den Macho-Allüren ihrer Kollegen auseinandersetzen muss. All diese Charaktere werden dem Leser ausführlich vorgestellt, man lernt sie gut kennen, muss sie aber nicht unbedingt mögen.

Auch weitere Charaktere lernt man gut kennen, so wird u. a. eines der Opfer immer wieder intensiv begleitet, was – zumindest bei mir – dazu führte, dass ich regelrecht die Daumen für eine Rettung gedrückt habe.

Wie man schon ahnen kann, erzählt wird aus vielen verschiedenen Perspektiven (auch das mag ich sehr gern …) und zwar in kurzen Kapiteln und mit den so ermöglichten Cliffhangern am Ende jedes Perspektivewechsels. Mich hatte der Roman innerhalb kurzer Zeit gepackt und lies sich nur noch schwer aus der Hand legen.

Der Roman ist nichts für zarte Gemüter, die Erzählung streift hin und wieder die Ekelgrenze – und auch die Auflösung, das sich schließlich herauskristallisiert, ist heftig. Hin und wieder habe ich mich gefragt, ob gerade Geschehenes überhaupt physisch möglich ist. Das Ende bringt nicht wirklich Erlösung, eher Resignation, passt aber zum Roman (und der Thematik).

Insgesamt ein komplexer, düsterer und spannender Kriminalroman. Wer skandinavische Kriminalromane liebt, sollte zugreifen. Ich freue mich schon darauf, bald auch den Vorgängerband (der eigentlich ein Nachfolger ist), zu lesen. Absolute Leseempfehlung!