Rezension

Literarisches Abenteuer

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek - David Whitehouse

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
von David Whitehouse

David Whitehouse erzählt in seinem Buch "Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" die Geschichte des Jungen Bobby Nusku. Bobby könnte ein normaler Junge sein. Jedoch leidet er unter dem Verlust seiner Mutter, die einfach verschwunden ist (wobei er von nichts mehr überzeugt ist als ihrer Rückkehr), dem gewalttätigen Vater und dessen neuer Freundin. Akribisch führt der Junge Tagebuch über alles was passiert, um es seiner Mutter zu zeigen, wenn sie wiederkommt. In der Schule gehänselt und verlacht, lernt er eines Tages Rosa kennen, die irgendwie anders ist. Ihre Mutter Val wird für ihn zur Lichtgestalt und sie begeben sich auf eine spannende Reise in einem Bücherbus.
Diese kurze Beschreibung zeigt eigentlich nur einen Ausschnitt aus diesem wundervollen Abenteuer. Whitehouse gelingt es, die Charaktere besonders, individuell und vielleicht ein klein wenig schrullig (jeder auf seine Art) zu gestalten. Und gerade deshalb werden sie beim Lesen zu Freunden. Mitgefühl für Bobby, Wut auf den Vater und die Menschen, die ihm wehtun, der kleinen geschundenen Seele des Jungen. Und trotz der zum Teil irren Wendungen springt doch der Funke der Wahrheit immer wieder über, der in allen Teilchen stecken kann. Es ist ein wundervolles Buch, das viel über Freundschaft und Mitgefühl füreinander erzählt. Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen, der vernachlässigte Bobby, die behinderte Rosa, die alleinerziehende Val und der Mann, der sich im Wald versteckt. Diese vier werden zu einer Familie, die sich aneinander wärmt und zusammenhält. Ein großartiges Werk, weder schmalzig noch pathetisch. Ansprechend und mitfühlend. Der ein oder andere findet sich sicher wieder, denn die Charaktere sind realistisch erdacht und auf den Punkt gebracht. Voll verdiente fünf Sterne!