Rezension

Packend und realistisch!

Dry - Jarrod Shusterman, Neal Shusterman

Dry
von Jarrod Shusterman Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Man stelle sich einen langen, heißen Sommer in Kalifornien vor  - eigentlich eine tolle Sache und für viele sicherlich ein guter Grund, an die Westküste zu reisen oder sogar ganz dort hinzuziehen. Feuersbrünste und ihre Zerstörungswut, die ganze Viertel bzw Landstriche  dem Erdboden gleichmachen, kennt man aus den Nachrichten zu genüge, irgendwie hat man sich an diese Bilder schon fast gewöhnt; die meist auf dem Fusse folgende Wasserknappheit können wir uns nur schwer oder gar nicht vorstellen, in der vorliegenden Story ist es sogar noch eine Spur schlimmer, denn es gibt gar kein Wasser mehr - weder aus dem Wasserhahn, noch aus dem Supermarkt oder von der Tankstelle...  Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich mir das nach diesem Buch auch gar nicht vorstellen müssen. Neal Shusterman malt ein Szenario auf, dass sehr real und verstörend auf den Leser wirkt, man spürt den immer schlimmer werdenen Durst, den Kampf um jeden Tropfen Wasser und die Verzweiflung der Menschen, die sich immer unmenschlicher verhalten, fast körperlich, denn deren eigener körperlicher und geistiger Verfall durch die starke Dehydrierung liest sich so plastisch, dass ich während des lesens ständig an meiner eigenen Wasserflasche hing. Auch das Kompetenzgerangel zwischen Regierung und den Medien, das sich-wichtig-machen und wir-haben-alles-unter-Kontrolle wird dort gut wiedergespiegelt, der Mensch in der Masse wird schnell als "Klassenfeind" oder "Ruhestörer" abgestempelt, wenn er in seiner Hilflosigkeit anfängt, alles und jeden in Frage zu stellen, sich wehrt und nur noch auf das eigene Überleben fokussiert ist.

Klasse finde ich die jungen Hauptprotagonisten, bei denen es sich fast ausschließlich um Jugendliche handelt, die alle ihre ganz eigenen Probleme zu Beginn der Story mitbringen und sich im Laufe der Zeit des Tap-Out als bunt zusammengewürfelte Truppe gegen den "Rest der Welt" behaupten müssen. Die Story liest sich größtenteils wie ein Tagebuch, in dem jeder der 5 Teenager seine Sicht und das Erlebte, seine ganz eigene Gefühlswelt und das wahrgenommene Chaos, erzählt. Natürlich findet man den einen oder anderen Typ/Typin  sympathischer und fragt sich manches mal während ihrer Reise ins Unbekannte, "warum machen die ausgerechnet DAS"? Oder warum merkt der/die eigentlich nicht, dass.... Aber mal ehrlich - kann man das überhaupt beurteilen oder würde man tauschen wollen? Nein! Gemeinsam versuchen sie, zu überleben, beobachten ihre Umwelt, die sich immer mehr in kürzester Zeit radikal verändert, trauen und misstrauen ihren Weggefährten - werden sie es letztlich schaffen, den Tap-Out zu überstehen...?

Insgesamt hat Neal Shusterman eine rasant-realistische Story mit sehr ernstem Hintergrund erschaffen, die kein reiner Unterhaltungsroman ist, sondern gerne als kleines Lehrstück gesehen werden darf - was passiert, wenn der Mensch weiterhin so verschwenderisch mit den begrenzten, natürlichen Ressourcen umgeht? Wie gut ist ein jeder auf eine Katastrophe oder Ausnahmezustand vorbereitet? Ich behaupte mal - gar nicht! Im Zweifel kann sich jeder nur auf sich selbst verlassen, auch die, die man zu kennen meint, können und werden  sich unter Extremsituationen ganz anders verhalten, als man evtl erwartet. Wer schon mal ernsthaft krank geworden ist oder in einer schwierigen Situation gesteckt hat, wird wissen, was ich meine....!

Alles in allem ein tolles Buch, dass ich ratzfatz durch hatte und für das ich sehr gerne 5 Sterne gebe!