Rezension

realistisch und beklemmend

Dry - Jarrod Shusterman, Neal Shusterman

Dry
von Jarrod Shusterman Neal Shusterman

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung:

Natürlich hatte ich schon viel von Dry gehört und die Ausgangslage ist ja wirklich nicht unrealistisch, weshalb ich echt gespannt auf die Geschichte war.

Und was soll ich sagen, der Beginn der Handlung zieht einen sofort den Boden unter den Füßen weg, weil es direkt damit los geht, dass Protagonistin Alyssa im Hochsommer den Wasserhahn aufdreht und einfach kein Wasser kommt und dies auch so bleibt. Diese Situation ist so eindringlich und glaubhaft beschrieben, dass mir sofort etwas schlecht geworden ist und auch auch zum Wasserhahn geschaut habe.

Und auch das was danach kommt, nämlich die Fahrt zum Supermarkt, der Kampf ums Wasser und auch die Verrohung der Gesellschaft, sobald es ums Überleben geht haben mich wirklich bedrückt gemacht, weil es eben so realistisch beschrieben war.

Zum Glück gibt es einen Lichtblick für Alyssa und ihren kleinen Bruder, ihre etwas eigenwilligen Nachbarn, die sich nämlich schon lange auf so einen Situation vorbereitet haben und besser durch die Krise kommen. Kelton ist in ihrem Alter und schon lange verliebt in Alyssa und nutzt die Chance, um Alyssa nun zu helfen.

Neben Alyssa und Kelton gibt es noch zwei andere Protagonisten, die wir im Verlauf der Geschichte kennenlernen und deren Wege sich mit der Zeit kreuzen. Jaqui und Henry sind beide auch recht speziell und alle vier handeln in dieser schrecklichen Situation sehr unterschiedlich, was man schnell merkt wenn die jeweiligen Perspektiven wechseln und was die Geschichte doch auch nochmal besonders macht.

Dazwischen gibt es auch noch viele kurze Einblicke von anderen Betroffenen, wie z. B. Politiker, Journalisten und anderen Menschen, die zeigen wie die Situation abseits unserer Protagonisten wahrgenommen und bearbeitet wird. Ich fand diese "Snapshots" ziemlich spannend zu lesen und sie haben die Ausgangslage nochmal weitreichender deutlich gemacht.

So fand ich vor allem die erste Hälfte wirklich mitreißend und fast die komplette Handlung auch erschreckend und realistisch und trotzdem hat mich die zweite Hälfte dann nicht mehr ganz so mitgerissen. Irgendwie wurde es dann trotz der Angst einjagenden Ausgangslage leicht zäh. Ich kann die Gründe hierfür gar nicht so genau benennen, nur, dass ich da eben nicht mehr ganz so gepackt war, wie vorher. Dabei ist die Geschichte weiterhin spannend und es gibt glaubhafte Entwicklungen und auch Lichtblicke.

Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die ich nicht gebraucht hätte, die aber zum Glück nicht im Fokus steht und doch auch nachvollziehbar ist. Das Ende war mir dann doch etwas zu einfach und zu sehr Friede-Freude-Eierkuchen, denn da haben die Autoren doch nochmal alles positive in die Waagschale geworfen. Prinzipiell ist das ja gut, aber irgendwie war es hier zu viel des Guten und eben auch nicht mehr ganz so realistisch. Auch wenn ich mit dem Ende schon gut leben kann.

Fazit:

Eine richtig realistische und beklemmende Geschichte, die mich vor allem in der ersten Hälfte extrem gepackt und mitgerissen hat. Die zweite Hälfte ist auch gut, aber doch etwas zäher und vor allem am Ende wird es doch etwas sehr Happy End lastig, was ok ist, aber für mich nicht total perfekt gepasst hat. Das ist aber wirklich meckern auf hohem Niveau, da Atmosphäre, Authentizität, Spannung, Worldbuilding, Figuren und Schreibstil wirklich gut sind und das Buch wirklich lesenswert ist. Deshalb gibt es gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung.