Rezension

Sehr gelungenes Thriller-Debüt

Ausweglos
von Henri Faber

Bewertet mit 5 Sternen

Verschiedene Perspektiven. Guter Spannungsbogen. Toller Schreibstil.

Henri Faber gibt mit "Ausweglos" ein fulminantes Thriller-Debüt - und legt die Messlatte für sich selbst damit sehr hoch. Ich will mehr, mehr, mehr … und genau so. Das Buch hat das Zeug zum Jahreshighlight.
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Der Einstieg ist wie ein Sprung ins eiskalte Wasser. Noah hängt auf dem Speicher Wäsche ab, als ein Unbekannter ihn bedroht und zu seiner Frau will. Noah öffnet die Tür zur Wohnung der Nachbarn. Die sollten eigentlich im Urlaub sein. Stunden später kommt Noah neben der blutüberströmten Leiche von Nachbarin Emma wieder zu sich und gerät selbst unter Tatverdacht...
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Fabers Schreibstil begeistert total. Mit wenigen Worten schafft er es, im Kopf des Lesers einen ganzen Film zu starten. Die Personen sind sehr intensiv beschrieben. Ich hatte sofort einen Zugang zu den Protagonisten und habe mit jedem von ihnen auf andere Art und Weise mitgefiebert und -gelitten.
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Der Thriller arbeitet mit verschiedenen Erzählperspektiven. Neben Kapiteln aus Noahs Sicht, erlebt der Leser, wie seine Frau Lisa an ihrem unerfüllten Kinderwunsch verzweifelt. Dann ist da Ermittler Elias Blom, der nach einem gescheiterten Serienmörder-Fall strafversetzt worden ist. Und schließlich gibt es noch den Täter selbst. Zusammen ergibt sich daraus ein abwechslungsreiches und spannungsgeladenes psychologisches Wechselspiel, bei dem der Leser ganz tief in die Gedanken und Gefühle der Personen eintauchen kann.

Eine Lieblingsstelle im Buch habe ich auch. Am Ende des 2. Teils lässt Faber die Perspektiven seiner Protagonisten im stakkatohaften Wechsel miteinander verschmelzen. Sehr rasant, tiefgründig und beeindruckend. Für meinen Geschmack einfach großartig!
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Fazit: "Ausweglos" hat rund 500 Seiten, die einem beim Lesen viel kürzer vorkommen. Der Leser gerät in einen Sog von Ereignissen. Die Plottwists sind wie ein Strudel, der einen immer tiefer zieht. "Ausweglos" ist bis zum Ende überraschend. Es gibt Action aber auch viele leise Töne. Hoffentlich kann Faber in diesem Stil nachlegen...