Spannender Fall, nervige Charaktere
Bewertet mit 3 Sternen
Eine grausige Bluttat inmitten von Hamburg: Die Ermordete liegt nach einem Muster zugerichtet in ihrem Bett, welches stark an die Vorgehensweise eines Serientäters vor einigen Jahren erinnert. Eines Täters, welcher nie gefasst wurde, was zu einem bösen Skandal in der Presse führte und einigen Ermittlern den Kopf kostete. Elias Blom war einer dieser Ermittler, wurde strafversetzt und versucht nun, ins Team der Mordkommission aufgenommen zu werden. Das Besondere an diesem Fall ist, dass der bewusstlose Nachbar neben der Leiche gefunden wurde. Ist er Zeuge oder gar an der Tat beteiligt gewesen?
Ausweglos ist ein Thriller, an dem mir einiges gefiel, manches mich aber stark störte. Gelungen ist auf jeden Fall, wie undurchsichtig sich der Fall gestaltet, so dass es recht lange spannend bleibt, wer hinter den Morden steckt. Ebenso mochte ich die unkonventionelle Idee, welche Blom hat, um den Täter letztlich überführen zu können. Oder wie der Autor geschickt etwas später ein Detail aus einer Anfangszene aufgreift, bei welcher man Blom kennenlernt.
Was mich stark nervte war das Rumgezicke der männlichen Hauptermittler untereinander, die reinsten Hahnenkämpfe, zumal dadurch die Ermittlungen unrund liefen. Als würde jeder trotzig sein eigenes Ding machen wollen, um sein Revier zu markieren. Irgendwelche privaten Egoprobleme in die Arbeit zu tragen ist bei Mordermittlungen unprofessionell. Nervig dargestellt war auch die Frau des mutmaßlichen Zeugen, da fragte ich mich, ob der Autor als Mann die weibliche Psyche überhaupt versteht, sie so dermaßen jähzornig und selbsthassend darzustellen. Allein ihr Hass und ihre Fixierung auf ihren „vertrockneten Unterleib“, der nicht schwanger werden wollte, war mir schon zu übertrieben, ihre aggressiven Ausbrüche machten es nicht besser. Und die literarischen Auszüge ihres Mannes, der als Autor versucht, Geld zu verdienen, waren qualitativ so gruselig, dass es mich nicht wunderte, dass er weiterhin erfolglos blieb - da hätte der Autor dem fiktiven Autor ruhig mal etwas mehr Talent verleihen sollen statt ihn so plumpe Sätze schreiben zu lassen.
Mit rund 500 Seiten ist der Roman recht umfangreich, wird aber nie langweilig, zumal man als Leser anhand einiger eingeworfener Details versuchen kann, mitzurätseln. Große Spannungspeaks gibt es bis auf die Überführung des Täters jedoch nicht. Die Kapitel sind aus wechselnden Perspektiven und bieten somit eine angenehme Abwechslung. Alles in allem ein solider Thriller, an dem mich leider die Darstellung vieler Charaktere nervte.