Rezension

Stella allein zu Haus

Einer wird sterben - Wiebke Lorenz

Einer wird sterben
von Wiebke Lorenz

Bewertet mit 4 Sternen

Erinnert von der Atmosphäre her wunderbar altmodisch an Hitchcock Klassiker wie „Rebecca“ oder „Vertigo“

Schon der Anfang „Am Ende“ auf Seite 7 und 8 bereitet tatsächlich auf das Ende vor – und für mich kam es dann dennoch überraschend. Klingt das widersprüchlich? Ein wenig – und es macht einen guten Psychothriller aus, der so einige Wendungen hat, die ich während des Lesens nicht vorausgeahnt habe. Wiebke Lorenz schafft es, an die Atmosphäre aus Hitchcock Filmklassikern wie beispielsweise „Rebecca“ anzuknüpfen, ihrem Roman aber dennoch ganz eigene, neue Aspekte zu geben. Gerade eine der Nebenerzählungen, die sich aus der Nachbarschaft von Hauptprotagonistin Stella Johannsen ergeben, ist stark und regt fast mehr zum Nachdenken an als die Hauptgeschichte.

 

Stellas Reaktion auf das Paar im parkenden Auto scheint zuerst etwas überzogen, aber nach und nach erfährt der Leser aus Stellas Perspektive mehr über ihre Vergangenheit – der gemeinsamen mit Ehemann Paul, der durch seinen Beruf als Pilot über weite Strecken nur als Telefonstimme auftaucht, und über ihre Kindheit, die sie als Erwachsene nachhaltig im Verhalten prägt. Die Dynamik in der Nachbarschaft ist interessant – man rätselt immer wieder, wohin die Geschichte sich entwickeln wird.

 

Das Ende kam für mich ein wenig zu schnell und wirkte konstruiert, dennoch möchte ich die Leseerfahrung nicht missen. Stella und ihre Nachbarschaft in der Blumenstraße werden mir bestimmt eine Weile in Erinnerung bleiben – und neben der Spannung, die das ganze Buch über anhält, ist es das, was ich von einem guten Thriller erwarte.