Rezension

Unausgereift

Ingenium -

Ingenium
von Danielle Trussoni

Bewertet mit 2.5 Sternen

Unzugängliche Figuren, seltsame Schwerpunkte und irgendwie holprig. Zeitgemäßes Thema, das nicht wirklich packend umgesetzt wurde.

Seit einem Unfall hat Mike Brink eine Gabe: Er kann die komplexesten Rätsel lösen. Als er eines Tages die seltsamen Gemälde der Psychiatrie-Patientin Jess interpretieren soll, erkennt er die Furcht in deren Augen. Mike versteht, dass Jess mehr weiß, als sie verrät. Von dem Rätsel getrieben, taucht er immer tiefer in die Bedeutung dessen ein – und versteht, dass sich dahinter ein sehr gefährliches Mysterium verbirgt, das man besser nicht aufdecken sollte.

Mich erinnerte der Teaser von „Ingenium“ (Begabung, Geist/Verstand) sehr an die Romane von Dan Brown, die ich seinerzeit regelrecht verschlungen hatte. Danielle Trussoni kannte ich bisher noch nicht, doch ich erhoffte mir von ihr spannende Ideen, in die ich mich neugierig vertiefen konnte.

Nachdem ich die ersten Kapitel des Thrillers gelesen hatte, bekam meine Begeisterung allerdings einen Dämpfer. Zwar mochte ich den Protagonisten Mike und sein erstaunliches Talent, aber die detaillierte Veranschaulichung seiner Rätsel, inklusive der Lösungswege fand ich mit der Zeit ziemlich uninteressant und langatmig. Die Geschichte kam überhaupt nicht richtig in die Gänge und las sich etwas holprig, obwohl ich die Auflockerung durch Abbildungen der Rätsel auch irgendwie mochte. Aber ich wollte letztlich kein Rätselheft lesen, sondern Mike bei seinem aufsehenerregenden Abenteuer erleben.

Als der Thriller dann endlich Fahrt aufnahm, merkte ich, dass ich wenig Bezug zu der Erzählung und zu den Figuren entwickelte, was bestimmt zum großen Teil an dem distanzierten Schreibstil der Autorin lag, aber auch am plötzlich viel zu schnellen Fortgang der Handlung. Ich war teilweise verwirrt, konnte nicht richtig einordnen, was wichtig zu sein schien, und was nicht. Auch Mikes Verbindlichkeit gegenüber Jess wirkte auf mich sehr übertrieben und konstruiert, die Verbindung der beiden irgendwie mechanisch. Es war einfach seltsam. Am Ende wurde dann immerhin eine Erklärung dafür geliefert, was mich aber letztlich nicht zufriedenstellte.

Außerdem fühlte ich mich ziemlich schnell unwohl mit der Geschichte, oder auch fremd darin. Warum, weiß ich auch nicht so recht. Vielleicht war es das Thema, auf das ich hier nicht näher eingehen kann, um nicht zu spoilern. Zudem schaltete ich ab und zu gedanklich ab, weil ich tiefer gehenden religiösen Ausführungen nicht wirklich folgen konnte, und mir dieser Gesichtspunkt im Buch auch zu schwer gewichtet wurde.

Insgesamt kam Geschichte nicht so richtig ins Fließen, fand ich. Auf mich wirkte es, als würden einzelne Bausteine nicht hinreichend zusammenpassen. Ähnlich ging es mir mit den Figuren, die mir bis zum Schluss absolut fremd blieben, weil mir schien, dass ich nur Fragmente ihrer Persönlichkeiten einsehen durfte. Dafür machte sich aber im Zuge der Auflösung, für die man etwas technisches Verständnis brauchte, ganz schön Entsetzen in mir breit. Das Motiv des Bösewichts brachte den Thrill nämlich auf eine ganz andere Ebene. An sich fand ich den Schluss aber nicht fulminant, dessen Botschaft jedoch wirklich erschreckend.

Kurzum, die Idee war nicht von schlechten Eltern, aber an der Umsetzung hat es meiner Meinung nach ordentlich gehapert. Unzugängliche Figuren, seltsame Schwerpunkte und irgendwie holprig, war dieses Werk nicht wirklich das, was ich mir im Voraus erhofft hatte. Allerdings möchte ich auch nicht vom Lesen abraten, denn mit dem Motiv des Bösewichts sollte man sich tatsächlich einmal auseinandersetzen. / 2,5 Sterne