Rezension

weder Thrill noch Romance

Insight - Dein Leben gehört mir -

Insight - Dein Leben gehört mir
von Antonia Wesseling

Bewertet mit 2 Sternen

Das Instagram-Influencer-Thema klang für mich sehr interessant. Die Schattenseiten der Internetwelt werden aufgezeigt. Valerie Sophie hat mit täglichem Druck und Konkurrenzkampf zu kämpfen. Der Spaß ist ihr zuletzt abhanden gekommen, stattdessen geht es vorrangig um Zahlen, da entsprechende Verträge hinter ihren Posts stecken. Wenig überraschend entwirft sie auf ihrem Kanal eine Scheinwelt und lässt ihre Follower sehen, was diese sehen sollen.
Neben Fans gibt es die Neider, Beschimpfungen, Beleidigungen und Häme in Kommentaren.
Und in der Anonymität des Internets gibt es immer wieder unangenehme Nachrichten – belästigende, übergriffige Nachrichten, was ein zentrales Thema des Buches ist. Denn Valerie bekommt nicht nur regelmäßig Fotos nackter Körperteile, sondern auch an sie persönlich adressierte Nachrichten, in denen der Schreiber seine sexuellen Fantasien mit ihr wiedergibt, dabei immer aufdringlicher wird und sich aus dem Internetrahmen wegbewegt.
Valerie Sophie erstattet Anzeige – und wird von den Polizisten nicht ernst genommen. Viel mehr sei sie selbst Schuld, so wie sie sich im Netz präsentiert. Victim Blaming wird an verschiedenen Stellen thematisiert.
Erst ein alter Schulfreund, der inzwischen Polizist ist, nimmt sich der Sache an.

Angesprochen hatte mich auch die „Romance & Thrill“-Beschreibung des Verlages. Beides habe ich vergeblich gesucht. Die Liebesgeschichte entwickelt sich ziemlich aus dem Nichts, die Gefühle sind nicht spürbar. Bis zuletzt habe ich mich gefragt, was Paul in Valerie Sophie sieht. Und die erhoffte Thriller-Spannung bleibt ebenfalls aus. Zwar gibt es kleine mysteriöse Momente, wirklich brenzlig oder aufregend wird es aber zu keinem Zeitpunkt.
Stattdessen plätschert das Geschehen die meiste Zeit vor sich her und man kann den endlosen, nervigen inneren Monologen der Protagonistin folgen.

Mit dieser hatte ich ohnehin meine Probleme. Mir war Valerie Sophie unglaublich unsympathisch. Sie ist der Mittelpunkt ihrer Welt und denkt ausschließlich an ihre Probleme, ihre Followerzahlen und ihre Einnamen. Dementsprechend erwartet sie natürlich auch, dass sich jeder auf der Stelle um ihre Sorgen kümmert und sie bestenfalls sofort beseitigt. Und sie hat natürlich jedes Recht, darauf zu beharren, dass die Polizei sie ernst nimmt. Ihre Art und Weise gefiel mir dabei aber nicht.
Immer wieder wird angedeutet, dass Valerie Sophie ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich herumträgt – je weiter sich die Hintergründe dafür erschließen, desto unverständlicher wird ihr Gehabe.

Die Suche nach dem Täter bringt leider auch kaum Spannung in die Geschichte. Stattdessen kommt diese mit einem unnötigen Logikfehler daher (es gibt eine Sendungsnummer, durch die die Absenderfiliale eines Paketes ermittelt werden kann. Nun sollen mehrere Tage Videoaufnahmen durchgeschaut werden, um den Absender zu finden – dabei gäbe die Sendungsnummer ja nicht nur Auskunft wo, sondern auch wann das Paket eingeliefert wurde…), der wiederum vermeidbares Drama nach sich zieht.

Am Ende kommt die Geschichte mit einer Wendung daher, die sich im Verlauf bereits angedeutet hat und die Figuren auch nicht mehr sympathischer macht…

Fazit

Für mich gab es weder Thrill noch Romance. Die Liebesgeschichte war für mich nicht nachvollziehbar. Das ich die Figuren nicht mochte, trägt sicher auch seinen Teil bei. Und auch die erhoffte Spannung blitzt nur in wenigen Augenblicken durch.