Rezension

Wenn das Grauen seinen Lauf nimmt …

Der Verdacht
von Ashley Audrain

Bewertet mit 5 Sternen

Das Problem an einem guten Buch ist, dass man es zu Ende lesen will, aber es nicht zu ende lesen will.

Inhalt:
„Wenn auf das größte Glück sofort die Angst folgt ...

Violet ist ein Wunschkind, und Blythe möchte die liebevolle Mutter sein, die ihr selbst so sehr fehlte. Doch als man ihr das Neugeborene in den Arm legt, fühlt sich alles falsch an. Da ist nur Ablehnung, und je älter das Mädchen wird, desto mehr wächst die Angst vor Violet und ihrem feindseligen Verhalten, das sich Blythe nicht erklären kann. Alles nur Einbildung? Oder ist das Mädchen tatsächlich absichtsvoll böse? Fox, der seine Tochter von ganzem Herzen liebt, beobachtet seine Frau mit wachsendem Misstrauen. Bis eines Tages das größtmögliche Unglück über die Familie hereinbricht – und Blythe sich ihrer Wahrheit stellen muss. Wenn man sein Kind bedingungslos lieben möchte, aber die Angst das überwältigendere Gefühl ist.

»Der Verdacht« erzählt von schicksalhaften Familienbanden, von Obsession und der Zerbrechlichkeit von Glück – ein zutiefst aufwühlender Roman von großer Sogkraft, erschütternder Klarheit und stilistischer Brillanz.“

Schreibstil/Art:
Blythe, die Ich-Erzählerin in diesem Roman schildert in so etwas wie einem offenen Brief, welcher an ihren Mann Fox gerichtet ist, ihre Sicht der Dinge. Man weiß also immer nur so viel wie Blythe selbst verrät, aber genau das macht es so spannend. Die Autorin schafft es, dass sich meine Sympathie aber auch Mitgefühl oder Hassgefühle von Seite zu Seite mit veränderten.
Ich habe angefangen ihre Gedanken und Taten zu analysieren, bei ihr verschiedene Krankheiten diagnostiziert und bin letztendlich doch zu dem Entschluss gekommen, dass auch ich die kleine Violet für gemeingefährlich halte. Aber ist ihr Verhalten wirklich absichtsvoll? Ist das Kind ein Monster?

Rückblicke in die Vergangenheit machen deutlich, dass es bereits vor Generationen Probleme zwischen Müttern und Kindern gegeben hat. Man hat das Gefühl, dass die Frauen verflucht sind und das Böse in sich weiter vererben.

Fazit:
Eine unfassbar gute und erschreckende Geschichte zugleich. Die Autorin hat mich sprachlos, gleichermaßen aber auch schockiert und fasziniert zurückgelassen. Den Inhalt würde ich eher mit einem Psychogramm als einem Roman gleichstellen und vielleicht eine Warnung, vor allem an frischgewordene Mütter, ergänzen. Denn die Geschehnisse und Bindungsstörungen triggern und haben es echt in sich.

Ashley Audrain bringt nicht nur ihre Charaktere sondern auch den Leser in düstere (menschliche) Abgründe. Es wird nichts beschönigt, die brutale Ehrlichkeit stellt Themen wie: fehlende Muttergefühle, Ablehnung oder auch Ängste dem eigenen Kind gegenüber, in den Vordergrund. Genial!

Für mich ein Highlight - geiles Buch!