Rezension

Schatten der Mutterschaft

Der Verdacht
von Ashley Audrain

Bewertet mit 3 Sternen

Blythe und Fox wünschen sich ein Kind und der Traum von der Familie wird erfüllt. Doch ab dem ersten Moment der Mutterschaft merkt Blythe, dass etwas nicht stimmt. Die kleine Violet ist feindselig, während Fox in ihr ausschließlich sein perfektes Mädchen sieht.

Auf „Der Verdacht“ wurde ich durch den Klappentext neugierig. Ich dachte, dass ich schon manche Bücher in diese Richtung gelesen habe und die gefühlte Bedrohung durch das eigene Kind für fesselnde Lesestunden sorgt. Zu Beginn geht es tatsächlich in diese Richtung, doch dann wendet sich das Blatt, was für mich eher enttäuschend ist.

Blythe und Fox bekommen ein Kind. Die kleine Violet ist die Erfüllung ihrer Wünsche, bis der Mutter klar wird, dass sie mit ihrer Rolle nicht zurechtkommt. Dabei reflektiert sie ihr Familienleben in der Gegenwart und damals, als sie selbst ein Kind mit einer unzulänglichen Mutter gewesen ist.

Audrey Ashlain beschreibt, wie es geschieht, dass Menschen, die sich lieben, auseinander driften, den Fokus verlieren und in einer Endlosschleife aus Alltäglichem gefangen sind. Meiner Meinung nach hat die Autorin diesen Aspekt atmosphärisch und ergreifend umgesetzt. Trotzdem ist der Funke nicht gesprungen, weil es mir zu eindimensional beschrieben ist.

Es fängt damit an, dass Blythe von ihrer Beziehung mit Fox erzählt. Sie berichtet von schönen Jahren als Paar, ausgelassenen Momenten und liebevollen Ritualen bis sie sich entscheiden, eine Familie zu sein. Die Schwangerschaft verläuft erfolgreich, doch ab der Geburt hat Blythe nicht das Gefühl, eine gute Mutter für die kleine Violet zu sein.

Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Handlung eine spannende Entwicklung an. Blythe reflektiert Violets Verhalten und hat ihr eigenes Agieren im Blick. Einige Zeit lang ist es spannend, zu hören, doch nach und nach schleicht sich Langeweile ein. Ich hatte das Gefühl, dass der große Knall fehlt und es Geduld braucht bis die Ereignisse und der Spannungsbogen am Höhepunkt sind.

Für mich war es weniger ein faszinierender Roman als eine eher langweilige Reflexion der eigenen Rolle, die man als Mutter einnimmt. Violet ist anders, als es sich Blythe vorgestellt hat. Das Mädchen wirkt von Anfang an ablehnend auf sie und verhält sich feindselig. Nur dann, wenn Fox als Vater in der Nähe des Kinds ist, scheint sie ein wahrer Sonnenschein zu sein.

Anstatt eine fesselnde Entwicklung weiterzuverfolgen wendet sich die Handlung. Es wird pampig, grau und ähnelt eher dem Monolog einer vertrockneten, ungeliebten Frau als einer Geschichte, die mich als Leser bei der Stange hält. Autorin Ashley Audrain steuert zwar auf sanfte Spitzen zu, die mich im Endeffekt aber kalt ließen.

Als Kern der Geschichte hatte ich den Eindruck, dass die Autorin vor Mutterschaft warnt, weil man damit als Frau sein Leben inklusive Beziehung und Persönlichkeit aufgibt.

Alles in allem ist es definitiv kein schlechter Roman, dennoch hat mich „Der Verdacht“ nicht überzeugt. Die Gefühlswelt der Protagonistin hat mich nicht berührt. Sie erschien mir unmotiviert, distanziert und es fehlte mir eindeutig der Knall-Effekt.