Erschreckende Vorstellung
Bewertet mit 4.5 Sternen
Gibt es Kinder, die böse auf die Welt kommen? Und Mütter, die keine Liebe für ihre Kinder empfinden? Diese beiden Fragen haben sich mir bei der Lektüre von „Der Verdacht“ gestellt.
Als Blythe und ihr Mann ihr Baby Violet bekommen, hätten sie eigentlich glücklich sein müssen, doch Blythe spürt von Anfang an, dass das Kind sie ablehnt. Im Lauf der Jahre wird es immer schlimmer. Außerdem hat Violet bösartige Charakterzüge, die für ein kleines Kind sehr schockierend sind. Blythes Ehemann Fox findet, Blythe übertreibt maßlos, denn zu ihm ist Violet ein liebes kleines Mädchen.
Blythe selbst hat eine Mutter, die nie etwas von ihr wissen wollte, und auch die Großmutter war keine liebevolle Frau. Liegt es also an ihr, benimmt sich Violet ihr gegenüber so ablehnend, weil sie selbst nie geliebt wurde?
Als es zu einem schrecklichen Unglück kommt, fängt Blythe an, an sich selbst zu zweifeln. Was ist Realität, was hat sie sich womöglich eingebildet?
„Der Verdacht“ ist ein äußerst spannendes Psychodrama, das mich einerseits abgestoßen hat, andererseits war ich so fasziniert, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte, da man ständig eine unterschwellige Gefahr und Bedrohung spürt. Was mich an diesem Buch allerdings sehr gestört hat, war die gewählte Zeitform in der Übersetzung. Blythe berichtet als Ich-Erzählerin größtenteils im Imperfekt und man findet Sätze wie „du lasest die Zeitung“, was sehr gestelzt klingt und den Lesefluss hemmte. Das jedoch nur am Rande, das Buch ist auf jeden Fall lesenswert.