Rezension

Wer Shades of Grey kennt, braucht dieses Buch nicht

Eversea - Ein einziger Moment - Natasha Boyd

Eversea - Ein einziger Moment
von Natasha Boyd

„Die 22-jährige Keri Ann traut ihren Augen nicht, als eines Abends der angesagte Schauspieler Jack Eversea in dem Restaurant auftaucht, in dem sie kellnert. Ihr verschlafenes Heimatstädtchen Butler Cove im Süden der USA ist so ziemlich der letzte Ort, an dem sie erwartet hätte, auf einen Hollywoodstar wie ihn zu treffen. Doch Jack hat Gründe, warum er aus L.A. geflohen ist.“ – siehe Klappentext

Weiterhin beschreibt der Klappentext dieses Buch als „märchenhaft romantisch“ und das kann man leider nicht so stehen lassen. Ich hatte mir von „Eversea“ eine schöne Liebesgeschichte im Jugendbuch-Stil erwartet, doch leider las ich mich die letzten Tage durch einen billigen Abklatsch von „Shades of Grey“. Ein reicher, erfolgreicher Mann mit trauriger Vergangenheit trifft auf eine unerfahrene Jungfrau und die beiden haben die ganze Zeit den besten Sex der Welt. Ehm ja, okay.

Vor dem Hintergrund, dass der Lyx Egmont Verlag dieses Buch als ein Jugendbuch vermarktet, fand ich die expliziten Erotikszenen etwas unangebracht und hätte mich nun sehr geärgert, wenn ich dieses Buch ungelesen meiner kleinen Schwester (13) geschenkt hätte. Aber gut, das war eigentlich nicht mein größtes Problem, denn viel schlimmer fand ich es, wie tief die Autorin in die Klischeekiste greift. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass etwas, das ich las, auf irgendeine Weise neu und spannend war, da einfach alles so unglaublich vorhersehbar und einfältig war. Die Handlung konnte leider nicht unter die Oberfläche vordringen, es fehlten intensive Emotionen (, die nicht erotischer Natur waren oder sich darauf bezogen, wie unglaaaaaaaaaaaublich attraktiv Jack ist), es fehlten lange Gespräche oder romantische Gefühle jeder Art. Auch gab es keine wirkliche Erklärung dafür, dass sich Jack und Keri Ann auf einmal in einander verliebten: Sie fanden sich gegenseitig ganz nett, ein bisschen süß und gut sahen sie auch aus, warum also nicht. Ich halte das für eine ziemlich lahme Erklärung dafür, dass sich ein unerreichbarer Filmstar mit dem Mädchen von nebenan einlässt.

Zu Beginn des Buches konnte zumindest der Schreibstil noch überzeugen und gerade die erste Seite fand ich atmosphärisch sehr dicht, um nicht zu sagen genial. Ich konnte die Hitze und die Schwüle Butler Coves quasi in meinem Wohnzimmer spüren und war zuversichtlich hinsichtlich des restlichen Textes. Doch leider ging die Autorin im weiteren Verlauf des Buches dazu über, exzessiv und sehr detailliert und seeeeeeehr redundant zu beschreiben wie sexy, attraktiv, heiß, wild, verrucht, wunderschön, muskulös, atemberaubend und einfach absolut hinreißend Jack Eversea aussieht. Als ob wir es nach zwei Seiten ausgiebiger Beschreibung seiner Bauchmuskeln nicht verstanden hätten.

Insgesamt war ich von „Eversea“ leider mehr enttäuscht, als dass ich mich gut unterhalten fühlte. Vielleicht ist dieses Buch eine angenehme Lektüre, wenn man es sich am Strand in der Sonne gemütlich machen und das Gehirn abschalten will, aber ansonsten ist es leider ziemlich platt.

Kommentare

KAstanie kommentierte am 30. Juni 2015 um 20:14

Vielen Dank für die Rezension, ich habe es genauso empfunden wie Du.