Rezension

zu viele kleinere Schwachstellen, ein No Go, aber tolle Nebencharaktere

Summer of Hearts and Souls -

Summer of Hearts and Souls
von Colleen Hoover

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich durfte „Summer of Hearts & Souls” im Zuge eines Lesewochenendes bei lovelybooks frühzeitig lesen und bin dafür sehr dankbar.

Colleen Hoover ist eine der wenigen Autor:innen, die selbst mir die Tränen mal in die Augen treiben und Herzschmerz pur fühlen lassen. Ich gehe immer ganz unvorbereitet an ihre Bücher ran, also lese mir weder Rezensionen noch den Klappentext der Bücher durch. Es gibt ohnehin immer mindestens einen Plottwist, der den Charakteren und mir als Leserin den Boden unter den Füßen wegzieht und ich liebe es, wenn ich den Plottwist nicht schon durch zu viele Informationen vorab habe kommen sehen.

Ganz unvorbereitet stolperte ich also in die Geschichte rund um Beyah und die hat es wirklich in sich. 
Aufgewachsen in einem Trailer Park mit einer drogensüchtigen Mutter führt Beyah kein einfaches Leben. Nach einem tragischen Schicksalsschlag zieht sie zu ihrem Vater und seiner neuen Familie nach Texas, die sehr vermögend sind. Dort lernt sie Samson kennen, der als einziger ihr Herz zum Stolpern bringt. 

Ach man, das war einfach nichts für mich. Nach all den wirklich tollen Büchern musste es ja irgendwann mal ein Colleen Hoover Buch geben, das mir weniger gefällt. Neben kleineren Dingen gibt es aber hier wirklich eine große Problematik, weswegen ich das Buch wirklich nicht gut fand. 

Beyahs Geschichte und Vergangenheit hat mich wahnsinnig mitgenommen. Als ein Familienmensch mit einer sehr intakten Familie schmerzte es mich sehr zu lesen, wie Beyah sich schon als Kind alleine durchs Leben kämpfen musste.
Ich mochte sie auf Anhieb wirklich gerne. Angekommen bei der neuen Familie ihres Vaters erlebt sie eine Familienzusammengehörigkeit, die ihr bis dahin fremd war. Und lernt Samson kennen. Ich habe sonst echt meine Probleme mit den männlichen Hauptcharakteren in solchen Büchern, da ich sie unglaublich austauschbar finde. Hier muss ich aber gestehen, dass mir Samson als Charakter echt gut gefallen hat, abgesehen von einigen Dingen, die hier aber zu viel spoilern würden. Aber er war für mich ein interessanter Charakter. 
Das Problem zwischen den beiden ist einfach das Tempo. Mir ging es viel zu schnell, dass die beiden Gefühle füreinander entwickelten und zu liebesduseligen Pubertierenden ohne Hirn mutierten, die nur noch Augen füreinander haben. Für das Tempo wurden sie einfach viel zu häufig als Charaktere dargestellt, die anderen nicht so schnell vertrauen und sie nicht so einfach in ihr Leben lassen. Als hätte sich in beiden der rosarote Schalter umgelegt. 
Samsons Liebe zum Meer und Sonnenaufgängen habe ich ehrlich gesagt deutlich mehr gefühlt als die Beziehung der beiden. 
Die Nebencharaktere haben mir wiederum sehr gut gefallen. Vor allem Sara, Beyahs Stiefschwester, fand ich einfach nur toll. 

Was mich aber sehr gestört hat und was für mich ein absolutes No Go ist, waren die vielen Verherrlichungen von Gewalt. Einem Nebencharakter wird nonchalant mit körperlicher Gewalt gedroht, Beyahs Vater verpasst einem der Charaktere eine Ohrfeige und droht regelmäßig mit einem erneuten Zuschlagen, Samson selbst wird auch gewalttätig und körperlich übergriffig. Und all diese Taten werden erklärt und es wird versucht, sie ins rechte Licht zu rücken (a la „der tut ja nichts, der wollte mich nur beschützen“) und dabei fast glorifiziert. Ich finde es unglaublich, dass Colleen Hoover diese Taten so darstellt und bin fassungslos, welches Weltbild hier kommentarlos vermittelt wird. 

Das Buch versprach so viel, wurde den eigenen Ansprüchen nicht gerecht und schwankte immer wieder zwischen Drama und Strandlektüre. Der Beginn ist so tragisch und herzzerreißend, zur Mitte hin wird sich Zeit gelassen für die Entfaltung und Entwicklung der Charaktere und am Ende wird gefühlt der gesamte Strang an einzelnen Plots innerhalb von zwei Seiten abgehandelt. 
Ich wusste nach zwei Dritteln des Buches, das mich das Ende nicht zufrieden stellen würde. Viel zu schnell wurde die gesamte Dramatik, von der das Buch vorher gelebt hat, in einen Topf geworfen und schnell abgehandelt. Das Tempo passte einfach überhaupt nicht zusammen. 
Beyahs eigene Entwicklung wird viel zu wenig thematisiert und Samsons Geschichte wird viel zu viel Platz eingeräumt.
Leider war nahezu jeder Punkt absolut vorhersehbar, weswegen das letzte Drittel des Buches nicht mehr wirklich spannend war und kaum neue Details aufgedeckt wurden. 

Ich mag Colleen Hoovers Bücher an sich wirklich gerne, aber dieses kann ich einfach nicht empfehlen. 

TW von mir, deswegen wahrscheinlich sehr unvollständig, aber deutsche Verlage sehen sich ja leider nicht in der Lage dazu: körperliche Gewalt, Essstörung, Drogenkonsum, Tod; weitere TW lassen sich in der TW database zum Originaltitle „Heart Bones“ finden.