Rezension

Anders als erwartet und froh drum. :)

Nur ein Tag
von Gayle Forman

Bewertet mit 4 Sternen

Allysons Leben ist schon genaustens durchgeplant, so wundert es nicht, dass auch ihre Reise durch Europa eher ein kultureller Trip ist ohne wirkliche Abenteuer, doch dann lernt sie Willem kennen und durch ihn wird sie zum ersten Mal in ihrem Leben zu einer Person die wagt und nicht allzu viel über alles nachdenkt, Allyson wird zu Lulu und das gefällt ihr sehr. Und so beschließt sie zusammen mit Willem nach Paris zu fahren, nur für einen Tag, die Gefühle schleichen sich mit ins Spiel, doch während Allyson bereit dazu ist noch mehr Zeit mit Willem zu verbringen, verschwindet er nach ihrer gemeinsamen Nacht, ohne ein Wort...

Gestaltung:
Von der Gestaltung bin ich sehr angetan, vor allem natürlich in Kombination mit dem zweiten Teil, eine wundervolle Idee, die dazu verleitet beide Bücher sofort mitzunehmen, von daher sehr geschickt eingefädelt und einfach wunderschön. :)

Meinung:
Das Buch bzw. das Roman-Duo hat mich von Anfang an sehr neugierig gemacht, es ist eine süße Idee und da ich von Gayle Forman schon immer mal etwas lesen wollte, hab ich mich nur noch mehr darauf gefreut zu diesem Buch zu greifen. :)

Meine Vorstellung von dem was in diesem Buch passiert und was im Fokus steht wurde ziemlich schnell über den Haufen geworfen, denn die Liebesgeschichte die ich erwartet habe spielt gar nicht die zentrale Rolle und auch spielt sich dieses Buch nicht nur an einem Tag ab wie ich es erwartet habe. Der eine Tag den Willem und Allyson miteinander verbingen ist sehr ausfürhlich beschrieben und hat mir auch gut gefallen, nach diesem einen Tag verfolgen wir als Leser aber nur noch Allyson und erleben was dieses kleine Abenteuer mit ihr gemacht hat.

Und ich muss sagen, dass dieses Buch ab da erst wirklich interessant wurde für mich, denn auf einmal ist es keine Liebesgeschichte mehr die ich vor mir habe, sondern wir erleben eine junge Frau die an einem Tag etwas gespürt hat, etwas das in ihr schlummert und so erleben wir mit Allyson ein ganzes Jahr zusammen in dem sie auf der Suche nach sich selbst ist.
Das war für mich mega spannend und ganz ehrlich ich hab mich unheimlich darüber gefreut, dass meine Erwartungen damit komplett über den Haufen geworfen wurden, denn so kam eine gewisse Tiefe mit ins Spiel und außerdem hatte ich vorab schon ein bisschen Angst auf eine unrealistische und überzogene Liebesgeschichte zu treffen.

Spannend fand ich zu erleben wie es für Allyson wirklich ein gutes Jahr braucht um zu sich selbst zu finden und vor allem um zu sich selbst zu stehen.
Allyson ist ein Mensch der von ihren Eltern immerzu gezeigt bekommen hat, wie sie zu sein hat und welchen Lebensweg sich zu bestreiten hat, Allysons eigene Persönlichkeit ist dabei völlig verstummt.
Ich hatte also das Gefühl sie durch eine Identitätskriese zu begleiten, von daher fand ich es sehr schön sie über die Monate hinweg zu begeliten und gemächlich zu sehen wie sie vorankommt, oder auch mal wieder zurücksteckt. Denn ein Weg aus der Kriese ist ja generell nie gradlinig, so dass ich es sehr authentisch fand.
Die einzelnen Monate werden immer nur recht kurz angerissen, meist erleben wir nur einen kleinen Teil dessen was sie in diesem monat erlebt, zum Beispiel Ferien bei ihr Daheim, ein Treffen mit der besten Freundin, dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass dazwischen etwas fehlte.
Anfangs hatte ich meine kleinen Probleme mit Allyson, ich hatte Schwierigkeiten damit mich in sie hineinzuversetzen und wirklich sympathisch war sie mir auch nicht, mit der Zeit und ihrer Entwicklung hat sich all das aber verändert, so dass ich schlussendlich einen Charakter vor mir hatte, den ich in mein Herz geschlossen habe.

Was Willem betrifft, so bekommt man also nicht alzu viel Zeit in kennenzulernen, vor allem weil bei ihm vieles schwammig ist und seine Motivation hinter seinen Trip mit Allyson, nicht wirklich ersichtlich.
Dennoch konnte er meine Sympathie durchaus gewinnen, denn er sagt viele tolle Dinge und zeigt Allyson die Welt aus einem anderen Blickwinkel und ich glaube das hat für mich einfach viel mehr Aussagekraft gehabt als irgendwelche Informationen über seine Persönlichkeit.
Von daher war es für mich irgendwo schade, dass sein eigentlicher part in diesem Buch sehr gering ausfällt, aber umso mehr wird die Neugier und Freude auf den zweiten Teil geweckt, weshalb es schon sehr geschickt konstruiert ist.
Und wie bereits erwähnt, fand ich es wirklich toll, dass es doch einen ganz anderen Weg einschlägt als man vorab vielleicht denken mag. 

Fazit:
Das Buch hat bei mir Erwartungen geweckt, die sich nicht erfüllt haben und auch wenn das manchmal eher enttäuschend sein mag, fand ich hier, dass es diesem Buch sehr gut getan hat, denn dadurch wurde viel mehr Potenzial erweckt und das nutzt die Autorin wirklich gut. Ich freue mich unheimlich darauf, den zweiten Teil zu lesen und bin gespannt meine offenen Fragen beantwortet zu bekommen.