Rezension

Tragisch, witzig, spannend

Blood On Snow 01. Der Auftrag
von Jo Nesbø

Blood on Snow - der Auftrag ist der Auftakt einer neuer Reihen - und mein erster Jo nesbo überhaupt. Ich weiß nicht, was mich bisher davon abgehalten hat, einen seiner Romane zu lesen. Scheinbar hatte ich schon eine wage Vorstellung seiner Romane im Kopf, denn nur so kann ich mir erklären, wie sehr mich Der Auftrag überrascht hat. Er ist blutig, ja, ein typischer Skandinave eben. Aber er ist auch witzig und damit habe ich nun überhaupt nicht gerechnet. 

Olav ist Mitte Dreißig, kann nicht rechnen, hat eine Lese- und Rechtscheibschwäche, liebt Bücher, verliebt sich viel zu schnell in Frauen - und ist Auftragskiller. Als Kind hat er seinen Vater erstochen, einen furchtbaren Mann, der seine Familie misshandelt hat. Jetzt arbeitet er für einen der beiden Heroinschmuggler in seiner Stadt, immer knapp bei Kasse, weil er sein Geld aus Impulsen heraus verschenkt und erst danach merkt, dass jetzt nichts mehr für ihn da ist. Sein nächster Auftrag bringt ihn jedoch an seine Grenzen: er soll die Frau seines Chefs töten, weil die ihn betrügt. Olav nimmt den Auftrag zögernd an und begeht einen Fehler, der ihn selbst zum Gejagten macht: er tötet die falsche Person. 

Olav ist der Ich-Erzähler dieser Geschichte und war mir viel sympathischer, als ich erwartet hatte. Er ist nicht besonders intelligent, er hat einen weichen Kern, er mag Poesie. Er ist in eine Taubstumme verliebt, der er jeden Tag im Zug Worte zuflüstert, die niemand hören kann. Er wirkt wie ein großes Kind, wie ein tödlicher Teddybär, so naiv und lieb. Er ist ein Träumer, der sich immer wieder in seinen eigenen Geschichten verliert, sodass man als Leser manchmal nicht mehr weiß, was tatsächlich passiert und was sich nur in seinem Kopf abspielt. Das Ausmaß seiner Fantasie wird vor allem am Ende deutlich. Die letzten Seiten musste ich zweimal lesen, bis ich es schleißlich grinsend und kopfschüttelnd verstanden habe. Ein Ende nach meinem Geschmack. Der Roman im Ganzen war mir etwas zu kurz, nicht einmal 200 Seiten bei recht großer Schrift, sodass ich ihn innerhalb von zwei Stunden ausgelesen hatte. Eher Jugendbuchschrift als Romanschrift. Aber vielleicht hat gerade die Kürze ihn so gut gemacht.

Blood on Snow - der Auftrag, mein erster Jo Nesbo, hat mich überzeugt. Ich weiß nicht, ob mir seine eigentliche Reihe (Harry Hole) auch so gut gefallen wird, aber Blood on Snow - das Versteck steht schon auf meiner Wunschliste. Ein weiteres Highlight: der schwarze Schnitt des Buches!
 

(c) Books and Biscuit