Rezension

Ungenutztes Potential

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge - Mary E. Pearson

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge
von Mary E. Pearson

Ich wusste gar nicht so richtig was mich bei diesem Buch erwartet, da es aber schon recht bekannt ist und ich einfach wahnsinnig gerne "Der Klang der Täuschung" (von der Folgereihe), lesen wollte, habe ich mich trotz der vielen Kritik und mit niedrigen Erwartungen an das Buch gemacht. Leider wurden diese Erwartungen auch ehr bestätigt als übertroffen. Mit dem Schreibstil hatte ich anfangs sehr zu kämpfen und es wurde im Laufe des Buchs leider auch nur bedingt besser. Das kann aber unter anderem auch von den eingeschobenen Gedichten und Texten kommen, diese sind zwar immer spannend, man weiß aber nicht so richtig, was man mit ihnen anfangen soll und so haben sie des Öfteren meinen Lesefluss unterbrochen, als ich dann mal annäherungsweise mich in die Geschichte eingefunden habe. Sie wirkten einfach teils unpassend und da ich sowieso mit dem Schreibstil nicht ganz so gut zurechtkam wurde es nach mehr als 2 Kapiteln sehr anstrengend für mich die Geschichte weiterzuverfolgen. Das kam aber auch daher, dass ich am Anfang das mit den Kapitelüberschriften gar nicht richtig verstanden habe und nicht zuordnen konnte aus welcher Sicht gerade erzählt wurde, ich dachte nämlich, dass es einfach nur Kapitelüberschriften sind. Dennoch fand ich diese Idee mit dem Prinz und dem Attentäter( Kaden und Rafe), die wirklich Beste aus dem ganzen Buch. Auf ihre Kapitel habe ich mich wirklich gefreut, denn die waren nicht ganz so "chaotisch" und trotzdem geheimnisvoll, da man eben nicht so richtig sicher sein kann, wer wer ist.
Die Handlung an sich war nämlich leider echt enttäuschen, es gab eigentlich nämlich nur einen Handlungsstrang, was schnell langweilig wurde, da nichts so richtig passiert ist und sich alles unnötig in die Länge zog ohne das aufbauen von Spannung. Also ich konnte da jedenfalls keinen Spannungsbogen erkennen. Es fing aber schon damit an, dass man ganz plötzlich in die Handlung hereingeworfen wurde und nur wenige bis gar keine Backgroundinformtions bekommen hat. Das mag zwar für viele geheimnisvoll und verlockend klingen, mir persönlich war es aber einfach zu viel des Guten und ich hätte gerne gewusst, was in etwa da denn jetzt eigentlich genau passiert, denn ich dachte die ganze Zeit, dass ich irgendetwas entscheidendes verpasst habe. Erst nach ca. 12-13 Kapitel hatte ich überhaupt das Gefühl ein bisschen in die Geschichte gefunden zu haben.
Die Charaktere hingegen fand ich nicht so schlimm, wie viele sagen. Lia ist zwar sehr vorlaut und direkt, dass ist aber meiner Meinung nach nicht immer schlecht und wenn sie jetzt noch lern, wann sie sich so verhalten kann und wann es eben besser wäre, etwas von dem "königlichen-Trip" herunterzukommen, könnte sie im Laufe der nächsten Bücher durchaus noch zu einer sympathischen Protagonistin werden. Man merkt auf jeden Fall deutlich, dass sie schon viel durchgemacht hat, hier fände ich es allerdings ebenfalls angebracht ein paar größere Ausschnitte aus der Vergangenheit mit reinzubringen, dass man ihr als Leser mehr Verständnis entgegen bringen kann und sie nicht mehr nur die bockige, eigenwillige Geflüchtete ist.
Der spannendste Kampf ist auf jeden fall der zwischen Rafe und Kaden, ihre Rivalität ist eigentlich das einzige wirklich amüsante in diesem Buch (mir hat hier leider echt ein witziger Charakter gefehlt). Die Beiden versuchen sich indirekt gegenseitig auszustechen und vor allem in den Kapiteln aus ihrer Sicht, erfährt man darüber etwas mehr. Allerdings finde ich das Liebesdrama an manchen Stellen auch she rüberzogen, da die Jungs und Lia sich noch gar nicht so lange oder gut kennen, es war mir persönlich ein wenig zu unrealistisch, dass da schon so viele Gefühle im Spiel waren.
Das war nämlich das Problem dieser einzigartigen und vielversprechenden Idee. Man weiß nicht so recht was man glauben soll und für wen man mit fiebern soll. Ich persönlich hatte einfach das Gefühl zu wenige Szenen mit den Beiden gelesen zu haben um überhaupt etwas über sie zu wissen. Es hätte ja auch gar nicht verraten werden müssen, wer wer ist (auch wenn ich es so offensichtlich fand, gerade da versucht wurde uns in die Irre zu leiten). Es hätte mir schon gereicht, ein paar Charaktermerkmale von Kaden und Rafe zu bekommen, denn gerade da wir die Beiden eben nicht so wirklich kennenlernen, gibt es
1. keinen großartigen Überraschungseffekt und
2. keine richtige Verbindung zu den Charakteren.
Es scheint als wäre der, der gerade in ihrer Nähe ist einfach immer der Favorit und für mich war das ziemlich eintönig und ich konnte ebenfalls schwer ein Urteil über die beiden fällen.
Fazit: Ich fand das Buch leider nicht so toll und bin immer noch am überlegen ob ich das zweite noch lesen soll, da es bei Fantasy-Büchern ja aber oft der Fall ist, dass es ab dem zweiten Buch besser wird, werde ich dem wohl eine Chance geben. Weiterempfehlen kann ich dieses Buch bis jetzt aber noch nicht.