Rezension

Von der Sklaverei und ihren Auswirkungen

Heimkehren
von Yaa Gyasi

Bewertet mit 4 Sternen

Esi und Effia sind Schwestern, und doch kennen sie sich nicht und wachsen getrennt voneinander auf. Die Leben der beiden verlaufen sehr unterschiedlich: Während Effias Stamm mit den Briten Sklavenhandel betreibt, wird Esi als Sklavin nach Amerika verschifft. Der Roman gliedert sich auf zwischen den Nachkommen der beiden Frauen und lässt ihre Kinder, Enkel und Urenkel zu Wort kommen.

Nacheinander werden insgesamt vierzehn Leben beschrieben, die von Effia und Esi und jeweils sechs ihrer Nachkommen. So unterschiedlich sie auch sind, verbindet sie stets eines: die Sklaverei und die Ausgrenzung aufgrund ihrer Hautfarbe. Anders als ich anfangs befürchtet hatte gelingt es der Autorin sehr gut, jeden Charakter individuell zu zeichnen und ihm im Buch den Platz einzuräumen, den er benötigt - ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendjemand zu kurz kommt oder in den einzelnen Episoden zu wenig in die Tiefe gegangen wird. Auch die Verbindungen zwischen den einzelnen Leben war mir nicht zu lose, sondern stets gut nachvollziehbar und mit Rekurs auf die Vorfahren der jeweiligen Figur.

Während hier von den Schwestern Effia und Esi schrittweise von Generation zu Generation nach vorne gegangen und jeweils einem Nachkommen der beiden Gehör geschenkt wird, wird vor allem eines deutlich: Die Auswirkungen der Sklaverei sind bis heute spürbar. Noch viele Generationen, nachdem sich der Strang der Familie aufgegliedert hat und auch noch nachdem die Sklaverei offiziell abgeschafft wurde, sind Diskriminierungen aufgrund Hautfarbe und Herkunft ein großes Thema. Wie es dazu kam, wird in diesem Buch sehr schön dargestellt. Ein lesenswertes Buch, dass ich gerne weiterempfehle!