Rezension

Ein Buch, das Kraft kostet

Heimkehren
von Yaa Gyasi

Bewertet mit 4 Sternen

   

Isaopera

Veröffentlicht am 07.08.2017Link kopieren
Ein Buch, das Kraft kostet
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"Heimkehren" ist die Geschichte junger und alter dunkelhäutiger Menschen, die in der Zeit der Sklaverei und auch danach ihren (niemals leichten) Weg finden mussten und obwohl man es vermuten würde, ist ...

"Heimkehren" ist die Geschichte junger und alter dunkelhäutiger Menschen, die in der Zeit der Sklaverei und auch danach ihren (niemals leichten) Weg finden mussten und obwohl man es vermuten würde, ist es kein historisch geprägtes Buch, sondern für mich eher ein Buch, das schockieren möchte und zur Toleranz aufruft.
Ich fand den Klappentext gut, war dann von der Leseprobe aber völlig begeistert. Die Autorin schreibt so gut und intensiv - ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen! Der tolle Schreibstil hat mich über das ganze Buch hinweg getragen und ich bin durchweg drangeblieben. Ein weiteres Buch von Yaa Gyasi würde ich sofort ungesehen kaufen.
Für mich ist ein Problem des Buches der Klappentext. Dieser ist einfach (wie so oft) irreführend. Ich hatte die Geschichte zweier Schwestern erwartet, Einzelschicksale offensichtlich, die aber auch verbunden sein würden und obwohl dort von einem Weg bis nach Amerika geschrieben wird, hatte ich dies immer auf die beiden Protagonistinnen bezogen.
Richtiger wäre jedoch zu sagen, dass diese Geschichte von vielen Menschen handelt, eigentlich von einem ganzen Dorf und all ihren Nachfahren, denn das Buch ist in sehr viele Abschnitte untergliedert, die jeweils einen anderen Protagonisten haben. Anfangs fand ich das sehr interessant, aber mit der Zeit wurde es mir leider zu viel und ich fand es nur noch anstrengend. Die vielen Abbrüche in den Handlungssträngen waren für mich zu abrupt - oft erfuhr man im Nachhinein zwar durch die Erzählungen anderer, was aus den Figuren geworden war, aber die persönliche Sicht fehlte mir dabei. Ein Stammbaum im Buch wäre definitiv hilfreich gewesen, denn die Verzweigungen gehen sehr weit und nachher noch zusammen zu kriegen, wer wessen Kind war, ist gar nicht so einfach.
Zu guter Letzt muss ich sagen: das Buch ist sehr tragisch. Jede einzelne Geschichte ist und endet tragisch und ich kann die Intention der Autorin wirklich gut nachvollziehen, authentische und eben nicht geschönte Geschichten zu erzählen, aber das Unglück der Figuren hat mich manchmal förmlich erdrückt. Daher ist es keine leichte Lektüre, die ich zwar sofort jedem weiterempfehlen würde, aber doch Kraft kostet. 4 Sterne gebe ich sofort, aber der 5. ist durch die oben genannten Punkte auf der Strecke geblieben.