Rezension

Unterhaltsamer Kriminalroman mit viel Lokalokolorit, Nordseeatmosphäre und Ermittlungen abseits der Polizei - besser als Band 1.

Akte Nordsee - Der Teufelshof
von Eva Almstädt

Bewertet mit 4 Sternen

In der Hochzeitsnacht werden am Hof der Fehnsens in Wulkenbüll auf der Halbinsel Eiderstedt die Eltern des Bräutigams ermordet und der Bräutigam mit einem Jagdgewehr angeschossen. Die Braut konnte unerkannt in die Scheune fliehen und sich verstecken.
Rechtsanwältin Fentje Jacobsen war am Tag zuvor bei der Hochzeit von Henning und Anna eingeladen und übernimmt die Verteidigung, da es keine Einbruchspuren gibt und Braut und Bräutigam als Erben des Hofes von der Polizei als erstes verdächtigt werden. Fentje und auch der Journalist Niklas John, der Anna als seine erste Liebe persönlich kennt, können sich nicht vorstellen, dass die beiden Lucy und Gustav auf dem Gewissen haben. Beide beginnen sie unabhängig voneinander zu recherchieren, nachdem sie sich in einem letzten Fall nahe gekommen waren und ihr Verhältnis beidseitig angespannt ist, denn Anna und Henning könnten als Überlebende noch immer im Visier des unbekannten Täters sein.

"Der Teufelshof" ist nach "Am dunklen Wasser" der zweite Band aus der Reihe "Akte Nordsee" um die junge Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalist Niklas John aus St. Peter-Ording. Zum Verständnis des Folgebandes sind jedoch keine Vorkenntnisse nötig.

Wie schon Band 1 ist auch "Der Teufelshof" aufgrund der Hauptfiguren kein klassischer Kriminalroman, denn im Vordergrund stehen nicht die Ermittlungen der Polizei, sondern die Nachforschungen von Fentje und Niklas. Überhaupt fragt man sich, was die Polizei nach der Verhaftung einer Tatverdächtigen überhaupt noch ermittelt hat.
Über Fentje und Niklas kommt man insofern dem Täter und der Auflösung des Kriminalfalls näher. In diesem Fall sind die Rechtsanwältin und der Journalist persönlich eingebunden, da sie die Opfer kennen und recherchieren zunächst unter verschiedenen Gesichtspunkten getrennt voneinander. Während Fentje in der Umgebung des Tatorts verbleibt und mehr über die Stunden vor der Tat in Erfahrung bringen möchte, um ein Motiv für einen anderen Täter zu finden, führen die Recherchen Niklas örtlich und zeitlich weiter weg. Er möchte mehr über die Vergangenheit seiner ehemaligen Freundin herausfinden, um sie zu entlasten und den Mörder möglicherweise aus ihrem Umfeld zu offenbaren.

Beide Handlungsstränge sind abwechslungsreich geschildert. Fentje und Niklas führen diverse Gespräche um dem wahren Täter auf die Spur zu kommen. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar und regen zum Miträtseln an. Die Spannung entwickelt sich gemächlich und steigert sich, als Fentje und Niklas durch ihre Nachforschungen in Gefahr geraten und wie schon im ersten Band der Reihe wieder enger zusammenarbeiten und sich dabei näher kommen, ohne ihre Gefühle für einander eingestehen zu wollen.

"Der Teufelshof" klingt gruselig, ist jedoch kein nervenaufreibender Fall, dafür aber authentischer als Band 1. Die Mischung aus Nordseeatmosphäre, Privatleben der Protagonisten und Hobbyermittlungen in einem Kriminalfall, in der zur Lösung mehr Lokalkolorit als Polizei nötig ist, ist unterhaltsam und macht neugierig auf weitere Teile von "Akte Nordsee".