Rezension

Ein Kleinkrimineller wird sauer, richtig sauer!

Cobra - Deon Meyer

Cobra
von Deon Meyer

Auf einem Weingut nahe Kapstadt wurde ein Blutbad angerichtet. In und vor einem Gäste-Appartement liegen die Leichen von mehreren Sicherheitsbeamten und einem Bediensteten. Der Gast, der hier gewohnt hat, ist spurlos verschwunden.

Bennie Griessel und seine Kollegen von einer Eliteeinheit der Kripo in Kapstadt stoßen auf eine Mauer des Schweigens und haben Mühe, erste Informationen über den geheimnisvollen Gast in Erfahrung zu bringen. Wenn seine Entführung publik wird, so sind erhebliche Irritationen in höchsten politischen und Wirtschaftskreisen zu erwarten. So ist es auch nicht verwunderlich, das Griessels Team schon sehr bald von den Ermittlungen abgezogen wird und der südafrikanische Geheimdienst dieses Fall an sich zieht.
Ein zweiter Handlungsstrang ist die Geschichte von Tyrone Kleinbooi, einem sympathischen Kleinkriminellen, der sich seinen Lebensunterhalt und das Studium seiner Schwester durch ein Dasein als Taschendieb sichert. Gelernt hat ein sein „Handwerk“ von Onkel Solly, der ihm nicht nur das Erkennen der richtigen Ziele, sondern auch ein gewissen Ehrgefühl beigebracht hat. Dieses wird empfindlich gestört, als sich infolge unglücklicher Zufälle Tyrones Wege mit denen von Griessels Team kreuzen.
Denn heimlich und ohne Auftrag ermitteln Griessel und seine Kollegen weiter, immer darauf bedacht, dieses vor dem auch sie überwachenden Geheimdienst zu verschleiern.
Die Hintergründe für die Entführung, das Opfer ist ein weltweit anerkannter Software-Spezialist, liegen zu weiten Teilen in der Finanzwelt, aber auch in der Art und Weise, wie Regierungen mit diesen Themen umgehen. Sollte die neue Version der Software, die der Erfinder versuchsweise einige Wochen live eingesetzt hatte, auf Dauer implementiert werden, würden nicht nur Geldflüsse offenbar, die den internationalen Terrorismus stützen und zu dessen Verfolgung die Software eigentlich gedacht war. Daran hat weder die Finanzwelt noch die verschiedensten Regierungen ein Interesse. Die Regierung Südafrikas hat dabei keine Ausnahmestellung.
Auch aktuelle gesellschaftliche Themen in der digitalen Welt haben ihren Platz in diesem Roman, so gehören Handys, Handyortungen, Mitlesen von Nachrichten etc. zum Alltag in diesem Ermittlungsumfeld.

Der Roman ist spannend zu lesen, die afrikanischen Namen sind ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die sehr unterschiedlichen Charaktere der Polizisten wirken manchmal, als ob sie auch gegeneinander arbeiten. In den entscheidenden Situationen am Ende des Buches aber, als alles darauf ankommt, sich einig zu sein, stehen sie alle auf Griessels Seite.
Vom Schreibstil her ist dieser Roman ein „schnelles“ Buch. Es gibt zum Teil sehr schnelle Szenenwechsel, oft fühlt man sich Filmbilder erinnert, aber trotzdem ist der kontinuierliche Fortgang der Handlung stets gegenwärtig.

Wer gern spannende Krimis oder Thriller liest, wird hier gut bedient.