Rezension

7. Band der Bodenstein/Kirchhoff-Reihe

Die Lebenden und die Toten
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich wollte Pia Kirchhoff den Dezember 2012 ruhig angehen lassen und mit ihrem frisch angetrauten Mann auf Hochzeitsreise gehen. Noch haben es beide nicht publik gemacht, dass sie geheiratet haben, sodass ihr Umfeld lediglich davon ausgeht, dass Pia ihren "Freund" auf einer Dienstreise begleitet. Doch so sehr sie auch mit den Vorbereitungen beschäftigt ist, kann sie sich nicht von der Arbeit lösen, denn in dieser so besinnlichen Zeit kurz vor Weihnachten, so eigentlich alle auf friedvolle Familientage eingestellt sind, wird eine Frau beim Gassigang mit dem Hund ihrer Tochter erschossen. Vom Täter fehlt jede Spur. Während der Ermittlungen kommt heraus, dass weder das Opfer, noch dessen Umfeld, Feinde hatte.

 

Kurz darauf ereignet sich ein weiterer Mord. Eine ältere Frau wird während des Weihnachtsplätzchenbackens durch die Scheibe ihres Küchenfensters erschossen. Doch sie war zu diesem Zeitpunkt, im Gegensatz zum vorherigen Opfer, nicht allein. Ihre Tochter hielt sich mit in der Küche auf, wurde jedoch vom Täter nicht gesehen. Hat das der jungen Frau das Leben gerettet? Auch hier stehen die Ermittler vor einem Rätsel, denn wie schon zuvor scheint auch bei diesem Opfer niemand ein Motiv gehabt zu haben. Deren Tochter jedoch beschließt, hinter die Gründe zu kommen, warum ihre Mutter sterben musste.

 

Erst im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Opfer, wenn auch nicht direkt, so doch indirekt eine Gemeinsamkeit hatten. Alle hatten in ihrem Umfeld Menschen, die vor zehn Jahren indirekt mit einer jungen Frau zu tun hatten, die auf Grund eines Hirnschlags verstarb und deren Organe freigegeben wurden. Ein drittes Opfer, ein junger Mann, der das Herz der jungen Frau erhielt, bekräftigt die Ermittlungsergebnisse der Polizei, doch wer ist der Täter und warum mordet dieser. Pia Kirchhoff stürzt sich, zusammen mit ihrem Chef Oliver von Bodenstein in den Fall, denn auf Grund des hohen Krankenstandes und ihrer Verantwortung den Opfern gegenüber, kann sie einfach nicht in Urlaub fahren. Zum Glück hat sie in Christoph einen sehr verständnisvollen Partner, doch ihr erklärtes Ziel ist es, den Opfer Gerechtigkeit widerfahren zu lassen ...

 

 

7. Band der Bodenstein/Kirchhoff-Reihe! Der Plot wurde realistisch und spannend erarbeitet. Faszinierend empfand ich, dass sich die Autorin diesmal mit dem sowieso schon umstrittenen Thema der Organspende auseinander gesetzt hat. Besonders begeistert hat mich, dass sich die Geschichte erst nach und nach auflöst und schlussendlich in einer menschlichen Tragödie von vor zehn Jahren gipfelt, welche schlussendlich u. a. der Auslöser für die derzeitigen Taten gab. Die Figuren wurden wieder authentisch erarbeitet, wobei ich nach wie vor hell auf begeistert von Pia Kirchhoff bin, die auf Grund ihres Pflichtbewusstseins gegenüber den Opfern sogar bereit ist, ihre Hochzeitsreise zu verschieben, um ihre Kollegen bei den Ermittlungen zu unterstützen. Oliver von Bodenstein hingegen wirkt auf mich immer undurchsichtiger - wie bereits schon einmal geschrieben: sollte er den Serientod sterben, weine ich ihm bestimmt keine Träne nach und hoffe doch nur, dass er einen guten Mordfall abgibt! Den Schreibstil empfand ich als geradezu fesselnd, sodass ich mich nur mit Mühe zwischendurch von dem Buch trennen konnte. Jetzt ist die Zeit des Wartens angebrochen, ich hoffe jedoch, dass ein weiterer Band der Reihe nicht allzu lange auf sich warten lässt.