Rezension

Nicht so stark wie die Vorgänger

Die Lebenden und die Toten
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:

 

Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein müssen diesmal eine Serie von Morden aufklären, bei denen die Opfer einfach wahllos ausgesucht zu sein scheinen. Oder doch nicht? Wo ist die Verbindung? Alle Opfer sind dem Anschein nach ganz normale Bürger, die keine Feinde haben. Und doch sieht es fast so aus, als habe der Mörder, der immer einem Scharfschützengewehr zuschlägt, ein System. Doch wie sieht das aus? Dann ergibt sich eine Spur, die in ein Krankenhaus führt. Und dort zu einem konkreten Fall, in es um eine Organtransplantation geht. Es offenbaren sich menschliche Abgründe, und eine Tragödie kommt ans Licht, die sprachlos macht...

 

Meine Meinung:

 

Ich habe mich sehr auf diesen 7. Fall für das sympathische Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein gefreut. Diese Reihe gehört zu meinen Lieblingskrimis, da ich die Protagonisten sehr sympathisch finde und die Fälle durchweg spannend sind, ohne dass zu viel Gemetzel und Blutvergießen stattfindet. Und die Fälle haben immer einen Bezug zu aktuellen Themen; so auch diesmal das Thema Organspende.

 

Allerdings ist die Autorin meiner Meinung dieses Mal in allen Belangen ein wenig übers Ziel hinweg geschossen. Da ist zum einen die Person Pia Kirchhoff. Der Leser weiß, dass sie eine sehr engagierte Polizistin ist, die oft genug Privates hinter ihrem Job anstellt. Aber dass sie in diesem Buch sogar ihre Flitterwochen für die Aufklärung der Morde opfert, scheint mir doch sehr übertrieben und lebensfremd. Berufliches Engagement ist ja schön und gut, aber nur bis zu einem gewissen Grade. Niemand ist unersetzlich; das sollte auch Frau Kirchhoff irgendwann mal begreifen. Und deshalb hielt sich meine Sympathie für sie dieses Mal echt in Grenzen.

 

Zum anderen hatte ich dieses Mal wirklich große Probleme, all die auftretenden Personen auseinanderzuhalten. Frau Neuhaus präsentiert so viele Verdächtige in diesem Buch, dass es für mich total unüberschaubar wurde. Zu allem Übel waren die auch noch teilweise miteinander verwandt, so dass oft gleiche Nachnamen auftauchten. Ich musste sehr häufig zurückblättern, um nachzugucken, wer das denn jetzt nochmal war und in welchem Verhältnis stand zu den anderen Personen stand. Das hat den Lesegenuss stellenweise doch sehr geschmälert.

 

Gelungen hingegen fand ich, wie die Autorin mit dem Thema Organspende umging. Ich denke, dass sie sich da hat inspirieren lassen von den Skandalen, die sich vor einiger Zeit ereignet hatten, wo Krankenakten manipuliert wurden, um bestimmte Patienten an die Spitze der Transplantationslisten zu setzen.

Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen, kann man sagen, dass dieser fiktive Fall auch nicht dazu führen wird, dass mehr Leute einen Organspendeausweis ausfüllen werden. Ich selbst übrigens auch nicht. Solange Geld die Welt regiert und scheinbar auch Leben kaufen kann, habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Es ist doch ein unerträglicher Gedanke, dass nicht genug für einen Patienten getan wird, nur weil jemand auf dessen Organe wartet. Der Skandal ist natürlich für die betroffenen Kranken, die dringendst ein Spenderorgan benötigen, der Super-Gau gewesen, weil die Zahl der potentiellen Spender noch weiter gesunken ist. Aber ich weiß auch nicht, wie man das verlorengegangene Vertrauen wieder herstellen kann? Bei mir überwiegen da einfach die Zweifel. Und bei Frau Neuhaus offensichtlich auch.

 

Fazit:

 

Leider nicht so stark wie viele der Vorgängerbücher. Trotzdem immer noch ein solider Krimi mit einem sehr aktuellen und kontrovers diskutiertem Thema.