Rezension

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Packender Fall mit brisantem Thema

Die Lebenden und die Toten
von Nele Neuhaus

Endlich wieder ein ein neuer Fall für die Kriminalkommissare Kirchhoff und von Bodenstein und ihr Team. Es ist kurz vor Weihnachten und Pia Kirchhoff hat eigentlich Urlaub. Sie hat ihren Lebensgefährten Christoph Sander heimlich geheiratet und will mit ihm in die Fitterwochen fahren. Ihr frischgebackener Ehemann nimmt aus beruflichen Gründen ohnehin wieder an einer Kreuzfahrt teil und Pia wird ihn dieses Mal begleiten. Sie freut sich schon sehr. Doch dann beginnt ein tückischer Heckenschütze sein Unwesen zu treiben. Als erstes trifft es eine ältere Frau, die gerade den Hund ihrer Tochter ausführt. Diese kann sich den Mord an ihrer Mutter nicht erklären, war diese doch eine allseits beliebte und freundliche Frau. Genauso ist es beim 2. Opfer, der Ehefrau eines Herzchirurgen. Auch hier läßt sich kein Motiv für diese schreckliche Tat finden. Pia Kirchhoff unterstützt noch ihre Kollegen, da einige krankheitsbedingt ausgefallen sind und es kommt wie es kommen muß, sie läßt Christoph alleine in Urlaub fahren, denn sie muß ihren Kollegen einfach zur Seite stehen. Zu sehr haben sie die schrecklichen heimtückischen Morde schon erschüttert. Leider bleibt es nicht bei diesen 2 Morden, es geht weiter. Als der Todesschütze Todesanzeigen verschickt, wird klar, daß die Ermordeten nur sterben mußten, um ihre Angehörigen zu treffen. Diese haben Schuld auf sich geladen und der Mörder will sich an ihnen rächen. Er will Vergeltung und scheint eine Art Todesliste "abzuarbeiten". Die Ermordungen hängen mit dem Tod einer Frau vor 10 Jahren zusammen. Bedingt durch ihren Hirntod, gaben die Angehörigen unter immensen Druck seitens der Ärzte die Erlaubnis, die Organe der Frau zu entnehmen. Doch damals ist hier einiges schief gelaufen und nicht mit rechten Dingen zugegangen. Die behandelnde Klinik mauert jedoch und so tappen von Bodenstein und sein Team lange im Dunkeln und sind dem Mörder immer einen Schritt hinterher. Als die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten wird, wird der Druck, der auf der Polizei lastet, noch größer und Pia und ihre Kollegen gelangen physisch wie psychisch an ihre Grenzen, denn zunächst können sie leider weitere Morde nicht verhindern.

Bisher haben mir alle Krimis von Nele Neuhaus unglaublich gut gefallen und so ging es mir bei diesem auch. Dennoch denke ich, daß dieser neben "Schneewittchen muß sterben" einer ihrer bisher besten Krimis ist. Wieder war es so, daß geschickt viele Spuren gelegt wurden und man nicht umhin kann, zu lesen und zu lesen, bis man "leider" schon am Ende des Buches angelangt war. Der Schreibstil ist so flüssig und so gut lesbar, daß man den Krimi nahezu verschlingt. Die Rahmenhandlungen um Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein sind ebenfalls wie immer sehr interessant und unterhaltsam zu lesen und man erfährt wieder einiges aus ihrem Privatleben. Der Einblick in die Polizeiarbeit kommt auch nicht zu kurz und hat mir sehr gut gefallen. Geschickt hat sie dieses Mal ein bis vor kurzem noch sehr aktuelles Thema der Organspende in den Roman verwoben, ohne dabei dem Leser eine Meinung aufzuzwingen. Das ist es ihr sehr gut gelungen. Der Krimi ist nicht nur eine ausgezeichnete Lektüre, nein er klingt dieses Mal auch noch besonders lange nach und macht nachdenklich. Es kann jedem Menschen schließich irgendwann passieren, daß er vor die dramatische Entscheidung gestellt wird, entscheiden zu müssen, ob einem klinisch toten Angehörigen Organe entnommen werden dürfen. Daher kann man nur hoffen, daß auch andere Leser hierdurch vielleicht angeregt werden, hier in welcher Weise auch immer schon vorzusorgen und ihren nächsten Verwandten diese Bürde für den Fall der Fälle schon im voraus abzunehmen.