Rezension

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Organhandel - ein aktuelles Thema

Die Lebenden und die Toten
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 5 Sternen

Nele Neuhaus hat es einmal mehr geschafft, dass ich immer neue Vermutungen angestellt habe und doch meistens falsch gelegen bin. “Die Lebenden und die Toten” hat mich gefesselt, ist wieder ein echter Pageturner, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Zum Inhalt:

Pia Kirchhoff und Christioph Sander haben heimlich geheiratet. Christoph soll beruflich über die Weihnachtsfeiertage verreisen und Pia soll ihn – sozusagen als Hochzeitsreise – begleiten. Kurz vor der Abreise springt Pia kurz im K11 ein und fährt zu einem Fall, der sie dann aber nicht mehr los lässt. Das hat zur Folge, dass Christoph alleine fliegt und Pia sich mit Oliver von Bodenstein um einen Sniper kümmert, der scheinbar wahllos Menschen erschießt und damit bewirkt, dass sich viele Menschen im Rhein-Main-Gebiet nicht mehr auf die Straße trauen.

Meine Gedanken zum Buch:

Zunächst einmal sei gesagt, dass auch neue Leser der Krimis von Nele Neuhaus sich in die Geschichte einfinden, auch wenn sie die Fälle und das Leben von Pia und Oliver bisher nicht verfolgt haben. Allerdings würde ich trotzdem jedem empfehlen, mit dem ersten Fall zu starten und sich dann durchzulesen, denn gerade beim Privatleben der Ermittler baut ein Fall auf den nächsten auf.

Auch in diesem Band beschäftigt sich Nele Neuhaus mit einem aktuellen und brisanten Thema: Organspende, Organspendeskandal und Organhandel. Wir lesen und hören nicht nur von Skandalen in der Türkei, Kambodscha oder der Ukraine, auch in Deutschland, z.B. in Berlin und Göttingen, ist einiges aus dem Ruder gelaufen.

Schon lange gibt es Diskussionen darüber, dass Menschen dazu animiert werden sollen, einen Organspende-Ausweis bei sich zu tragen. Ich für meinen Teil habe keinen Organspende-Ausweis, denn dann müsste ich jetzt bereits alle Eventualitäten berücksichtigen und dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Im Fall der Fälle wären aber meine Lieben geistig und körperlich voll auf der Höhe und sollen deswegen genau dann die Entscheidung für mich treffen.

Die Autorin hat in diesem Buch genau die Ängste umgesetzt, die mich zu dieser Vorgehensweise getrieben haben, nämlich die Angst, dass Maschinen einfach abgestellt werden könnten, weil es für meine Organe noch “Verwendung” gibt. Oder dass ich “ausgeschlachtet” werden.

An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Organspende durch diesen Kriminalroman eher negativ dargestellt wird und es natürlich auch viele positive Aspekte gibt, die hier nicht aufgegriffen werden (können). Doch natürlich muss jeden für sich alleine entscheiden, wie er mit der Möglichkeit, seine Organe zu spenden, umgeht.

Nele Neuhaus startet damit, dass der Sniper sein erstes Opfer, eine ältere Frau, erschießt. Weder die Tochter, noch die Polizei kann sich einen Reim darauf machen, warum die Frau sterben musste. Das gleiche gilt für die weiteren Opfer. Doch als der Sniper Todesanzeigen verschickt, wird klar, dass es ihm in erster Linie gar nicht um seine Opfer geht.

Innerhalb der Ermittlungen werden auch die Privatleben des Teams weitergeführt, Weihnachtszeit ist Familienzeit, so hilft dieses Mal Pias Schwester Kim mit, die selbst für die Ermittlungsbehörden, allerdings in Hamburg, arbeitet. Hier gibt es ein offenes Ende, Kim spielt mit dem Gedanken, wieder ins Rhein-Main-Gebiet zurückzukehren, möglicherweise haben wir nicht zum letzten Mal von ihr gelesen.

Nele Neuhaus hat es einmal mehr geschafft, dass ich immer neue Vermutungen angestellt habe und doch meistens falsch gelegen bin. “Die Lebenden und die Toten” hat mich gefesselt, ist wieder ein echter Pageturner, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Daher gibt es für mich auch für dieses Buch von Nele Neuhaus fünf von fünf Sterne.