Rezension

Almas zweiter Fall-Mord im Künstlermilieu

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus -

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
von Charlotte Blum

Bewertet mit 5 Sternen

Der zweite Band der Krimireihe um die Telefonistin Alma Täuber und ihre lebenslustige Freundin Emmi spielt im Jahr 1924. Anfang der 20er Jahre finden in Ägypten die spektakulären Ausgrabungen im Tal der Könige statt und finden weltweit Beachtung. Kein Wunder, dass ganz Baden-Baden im Ägyptenfieber ist, als im Kurhaus Aida aufgeführt wird und zur Premierenfeier ein Ball unter dem Motto "Legenden des Nils" stattfindet. Auch Alma und Emmi sind unter den Gästen, und Emmi hat an diesem Abend gleich zwei Verehrer - den gefeierten Tenor Josef Wittich und ihren Freund August. Nach dem ausgelassen Fest folgt ein böses Erwachen, denn am nächsten Morgen steht die Polizei vor der Wohnung der beiden Frauen - es hat einen Toten gegeben! Der Tenor wurde ermordet und der Verdacht fällt schnell auf August. Emmi ist am Boden zerstört.
Eigentlich wollte sich Alma nach ihrem 1. Fall in keine weiteren Mordermittlungen mischen, auch um ihre Gefühle für den Kriminalkommissar Ludwig nicht wieder aufleben zu lassen. Doch sie will Emmi helfen, und so beginnt sie, Nachforschungen anzustellen....

Der Roman ist sehr unterhaltsam und spannend geschrieben, auch der Humor kommt nicht zu kurz, und es macht viel Freude, bis zum Schluß mitzuraten. DIe Auflösung habe ich so nicht erwartet!

Neben der Krimihandlung bekommt man interessante Einblicke in die Arbeit und Lebensumstände von Telefonistinnen und von Frauen in den Roaring Twenties im Allgemeinen (mir war bisher nicht klar, dass Telefonistinnen, wie viele andere Berufsgruppen auch, damals nicht heiraten durften. Falls sie sich für die Ehe entschieden, mussten sie zwingend ihren Beruf aufgeben und verloren alle Pensionsansprüche). Den beiden Autorinnen gelingt es, den*die Leser*in in die Welt der 20er zu entführen und das Lebensgefühl der damaligen Zeit lebendig werden zu lassen: Mode- und Sporttrends, "neumodische" Transportmittel, aber auch besorgniserregende politische Entwicklungen und die Erinnerung an die Inflation und den erst wenige Jahre zurückliegenden 1. Weltkrieg.

Besonders positiv fand ich, dass die Autorinnen im Nachwort auf ihre Recherchen eingehen und erläutern, wo sie sich an historische Fakten gehalten haben oder bewußt Ungereimtheiten in Kauf genommen haben.

Ich habe den ersten Band noch nicht gelesen und bin dennoch problemlos in die Geschichte reingekommen. Da mich das Buch wirklich begeistert hat, werde ich ganz sicher Band 1 noch lesen und freue mich auch schon sehr auf den dritten Teil! Absolute Leseempfehlung!