Rezension

Genauso kurzweilig, aber nicht so überzeugend wie der erste Band

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus -

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
von Charlotte Blum

Bewertet mit 3 Sternen

1924 ist ganz Baden-Baden in Aufruhr, denn die Oper Aida wird aufgeführt und durch ein rauschendes Fest mit ägyptischem Flair gekrönt. Die Faszination dieses Landes steigt durch die dortigen Ausgrabungen für die Bevölkerung ins unermessliche. Unglücklicherweise endet die Feier mit dem Tod des Tenors. Wer hat ihn ermordet? Ins Visier der Polizei gerät schnell August, Emmis momentaner Freund. Denn Emmi verbrachte den Abend nur mit dem Tenor auf der Tanzfläche und August wurde von Alma beruhigt. Zunächst um seine Unschuld zu beweisen beginnt Alma wieder zu ermitteln, wie zwei Jahre zuvor schon im Vorgängerband dieser Reihe.

Wie gewohnt ist dieses Buch wieder eine kurzweilige Erzählung über Alma, deren Job als Fräulein vom Amt, ihren kriminalistischen Ermittlungen und den vielfältigen Mitgliedern ihrer Familie. Die Verwandten tragen alle zu unbeschwerten und manchmal sogar humorvollen Momenten bei. Besonders die Großmutter kommt recht häufig zu Wort und stellt mit ihren veralteten Ansichten der längst vergangenen Kaiserzeit (z. B. Korsett) einen klaren Kontrast zu dem freien Leben der jungen Alma und Emmi in den goldenen 20ern dar. Die Freundin Emmi wurde mir in diesem Buch immer unsympathischer. Sie mag ja eine Männerheldin sein und sich nicht binden wollen, was völlig okay ist, aber dass sie ihren Freund August hinhält und von übertriebener Eifersucht gesprochen wird, wenn sie ihn links liegen lässt und sich mit einem anderen amüsiert, ist selbst nach rund 100 Jahren auch heute noch gemein.

Selbst für cosy crime geht der Fall um den verstorbenen Tenor im Mittelteil sehr unter. Alma plant kaum den nächsten Schritt, grübelt nicht über Zusammenhänge nach und ihre Ermittlungen werden in den Hintergrund gedrängt. Auch war der Fall eher langweilig, da ich mir selbst kaum weitere Gedanken darüber gemacht habe und es leider ebenfalls wie im ersten Teil der Reihe nur spärlich Anhaltspunkte für potentielle Verdächtige gibt. Aber anders als im ersten Teil ermittelt Alma nicht immer alleine, sondern hat endlich auch den mittlerweile zum Kommissar aufgestiegenen Ludwig an ihrer Seite. Darüber hinaus hat mich das Lokalkolorit von 1924 nicht mehr so von sich überzeugen können wie im ersten Band. Es wurden von dem Autorenduo viele Fakten und Begebenheiten von damals eingebaut, die politisch und gesellschaftlich zwar den Weg für die kommenden dunklen Jahre bereiten, aber in vielen Details einfach zu bemüht eingebaut wurden. Zum Beispiel der Hutnadelstreit in den öffentlichen Bahnen ist mir völlig unbekannt und noch interessant, aber das Aufkommen von Vegetarismus ist genauso fehl am Platz und nicht nötig für die Geschichte.

Fazit:
„Der Tote im Kurhaus“ kann leider nicht mit dem Vorgängerband mithalten. Auch wenn die Geschichte kurzweilig zu lesen ist, verliert sie sich in unwichtigen (manchmal noch interessanten) Details und der Fall rückt in den Hintergrund. Die cosy crime Geschichte schreibt das erste C viel größer, also solltest du dich für das Leben in den 20ern mehr interessieren, als die Auflösung des Mordes.