Rezension

Anfangs Architektur-Reiseführer, dann lustiges Abenteuer

Nie wieder Amore! - Tessa Hennig

Nie wieder Amore!
von Tessa Hennig

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ihre Romanze mit dem Italiener musste die junge Monika damals beenden, denn sie war zu der Zeit bereits verlobt, und konnte sich nicht rechtzeitig zu Vincenzo bekennen, bevor dieser überraschend verstarb. Jetzt, als Rentnerin, die gerade versucht, sich in der Welt der Alten- und Pflegeheime zurechtzufinden, erhält sie einen Anruf aus Italien. Die junge deutsche Lena hat ein Video gefunden, auf dem Moni und ihr Vincenzo zu sehen sind – und der soll sogar noch am Leben sein und auf Sizilien wohnen! Hals über Kopf beschließt Moni zu Lena nach Sizilien zu fahren und wird von ihrem Enkel, einem angehenden Architekten begleitet. Dort kommt dann nicht nur die Liebe, sondern auch die Mafia ins Spiel.

Zugegeben, nach dem ersten Drittel des Buches war ich sehr enttäuscht. Für mich war schon abzusehen, wie das grobe Ende sein würde (und ich habe tatsächlich Recht behalten). Der Anfang hat zwar viele humorvolle und nachdenklich Szenen, andererseits fühlte ich mich die meiste Zeit, als wäre ich in einem Reiseführer, der mir sämtliche Sehenswürdigkeiten Siziliens beschreibt und dazu dann die Anmerkungen des Architektur-Students, die natürlich zur Rolle passen, aber für mich persönlich einfach zu viel waren.

Als dann aber die Geschichte mit der Sprachschule und die Verwicklungen der Mafia damit anfingen, etwa nach dem ersten Drittel, da hatte ich richtig Spaß an dem Buch. Viele verschiedene Generationen und Kulturen sind so unterschiedlich dargestellt und doch gut aufeinander abgestimmt: Lena mit ihrer jugendlichen Romantik und Euphorie; Moni mit ihrer sturen und durchsetzungskräftigen Art; Monis Tochter Tanja, die am liebsten alles so haben würde, wie es bisher war; Jan, der anfangs schnöselige Deutsche, dessen Gerechtigkeitssinn aber immer wieder durch kommt; und Francesca, die Vollblut-Italienerin, die ihren Traum von der Sprachschule mit Lena verwirklichen will. Was alle verbindet ist die Liebe zu Italien, die in allen früher oder später brennt.

Insgesamt fand ich auch herausragend, wie im Buch gleich zu Anfang gut dargestellt wurde, welche der Personen welche Talente hat, die sich dann am Ende überraschend gut zusammenfügen, um das zu erreichen, was sie wollen. Das Buch lässt sich als gute Sommerlektüre lesen (für den Preis sowieso!) und ich bin mir sicher, dass ein Leser/eine Leserin, die sowieso Interesse an Italien hat, auch den ersten Teil mit mehr Euphorie liest, oder sich dann zu einer Sizilien-Reise inspirieren lässt: Vielleicht ja zu Francescas Sprachschule, wenn es die denn gäbe.