Rezension

Eines der berührendsten Bücher, die ich je gelesen habe

Forbidden - Tabitha Suzuma

Forbidden
von Tabitha Suzuma

Bewertet mit 5 Sternen

"Es gibt keine Gesetze und keine Grenzen für Gefühle. Wir können uns so sehr und so tief lieben, wie wir wollen. Keiner, Maya, keiner kann uns das fortnehmen." (S.274)

Die sechzehnjährige Maya und ihr ein Jahr älterer Bruder Lochan kümmern sich um ihre drei jüngeren Geschwister, während ihre Mutter sich dem Alkohol und ihrem Liebhaber zuwendet. Verzweifelt versuchen die beiden, ihre Familie zu erhalten und kommen sich dabei immer näher. Sie wissen, was der andere denkt und fühlt, geben sich Halt und sind sich gegenseitig Trost. Eines Tages wird mehr aus ihrer Beziehung. Maya und Lochan wissen, dass sie etwas Verbotenes tun, aber ihre Gefühle sind stärker und sie können nicht mehr ohne den anderen sein. Denn: Wie kann sich etwas Falsches so richtig anfühlen?

Meine Meinung

  • Handlung / Verlauf der Geschichte

Was soll ich sagen, nach den ersten 50-60 Seiten hatte sich meine Befürchtung auch schon bestätigt...Die Geschichte hat mich dermaßen berührt und mitgenommen, dass ich mir bereits die ersten Tränchen wegwischen musste.

Lochan und Maya hatten es bisher nicht leicht in ihrem jungen Leben. Ihre Eltern haben sich getrennt als sie noch klein waren. Der Vater hat den Kontakt zu ihnen abgebrochen und auch ihre Mutter hat jegliches Interesse an ihren Kindern verloren. Viel lieber schenkt sie ihre Aufmerksamkeit dem Alkohol und irgendwelchen dahergelaufenen Männern. Aus diesem Grund blieb Lochan und Maya gar nichts anderes übrig, als die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister zu übernehmen, um diesen wenigstens die Chance auf ein normales Familienleben zu ermöglichen. Sie haben die Vater- und Mutterrolle übernommen, wodurch sie ein sehr enges Verhältnis zueinander haben. Sie sind immer füreinander da, woraus sich langsam tiefere Gefühle entwickeln…

Tabitha Suzuma spricht in ihrem Buch ein absolutes Tabu-Thema an, die Liebe zwischen Geschwistern, was weiß Gott keine leichte Kost ist. Allerdings gelingt ihr das auf eine wirklich feinfühlige und ergreifende Art und Weise, dass ich vollkommen in die Handlung abgetaucht bin. Die Liebe zwischen den beiden entwickelt sich so langsam und gefühlvoll, was unglaublich schön mitzuverfolgen ist, da man von Anfang an merkt, dass die zwei etwas ganz besonderes verbindet. Etwas das viel tiefer ist und über die normale geschwisterliche Beziehung hinausgeht. Als Leser weiß man, dass diese Gefühle eigentlich nicht sein dürften, aber ich habe die Tatsache, dass die beiden Bruder und Schwester sind, irgendwann einfach komplett ausgeblendet. Vor allem nachdem man einen immer besseren Einblick in ihr Leben und die Umstände, unter denen sie aufwachsen mussten, bekommt

„Früher war ich so stark: Ich schaffte es, all diese kleinen Dinge zu bewältigen, all die Winzigkeiten, die Tretmühle des Alltags, Tag für Tag. Aber ich merkte nie, dass es Maya war, die mir Kraft dazu gab. Weil sie da war, hielt ich durch, wir teilten uns die Pflichten und munterten uns gegenseitig auf, wenn der andere niedergeschlagen war. (…)Wir waren einander auf eine besondere Weise nahe und teilten miteinander ein Leben, das nur uns alleine gehörte. Das nur wir verstanden. Zusammen waren wir vor der Welt sicher.“ (S.162)

So ist es sicher nicht verwunderlich, dass ich mich immer wieder gefragt habe, ob die Gefühle von Lochan und Maya  wirklich so falsch sein können. Klar ist das Inzest (das möchte ich gar nicht leugnen) und ich für meinen Teil könnte mir nie vorstellen mich in meinen Bruder zu verlieben, aber ist diese Liebe darum falsch, weil ich es nie in Betracht ziehen würde? Komplizierte Frage, auf die ich keine konkrete Antwort geben geschweige denn ein Urteil fällen kann. Gefühle lassen sich nun mal nicht steuern, niemand kann sich aussuchen wen er liebt oder nicht. Wer bin ich der entscheidet was richtig oder falsch ist?

Andererseits führt die Autorin einem aber auch schonungslos die Realität vor Augen. Es wird wirklich nichts beschönigt. Mehr als einmal bekommen wir Lochan und Mayas Bedenken, Zweifel und Ängste mit. Ihre Verzweiflung wie es mit ihrer Liebe nur weitergehen soll, welche Konsequenzen sie erwarten könnten etc. und das hat mich in ein regelrechtes Gefühlschaos gestürzt. In einem Moment überglücklich, im anderen bedrückt und traurig über eine unerwartete Wendung. Es war ein ständiges Bangen und Hoffen…

Der Schluss hat mir letztendlich den Rest gegeben. Ich habe Rotz und Wasser geheult und konnte einfach nicht fassen, dass die Geschichte so zu Ende gehen soll…

  • Schreibstil

Tabitha Suzumas Schreibstil ist trotz des schwierigen Themas das sie behandelt, schön flüssig und leicht zu lesen. Dafür weiß sie genau wie sie mit den Emotionen ihrer Leser zu spielen hat. Forbidden war bis jetzt eines der eindringlichsten Bücher, das ich je gelesen habe. Ihre Worte haben sich direkt in meine Gedanken eingebrannt und mein Herz unfassbar schwer werden lassen.

  • Charaktere

Lochan ist mit einer der beeindrucktesten Charaktere, die ich je kennenlernen durfte. Er hat sich von der ersten Seite in mein Herz geschlichen, sodass ich nicht anders konnte als mit ihm mitzufühlen und mitzuleiden. Der Leser lernt ihn als einen sehr schüchternen und sensiblen jungen Mann kennen, der schon früh lernen musste auf eigenen Beinen zu stehen und für sich selbst zu sorgen. Nachdem sein Vater die Familie verlassen und seine Mutter beschlossen hat sich nun wieder ihrem eigenen Leben zu widmen, hat er die Verantwortung für seine jüngeren Geschwister übernommen. Immer an seiner Seite seine Schwester Maya (Sie mochte ich auch sehr gerne), auf die er sich bedingungslos verlassen kann, die ihn unterstützt und mit ihm zusammen die Familie zusammenhält. Es ist so berührend wie selbstlos die beiden sich um alles kümmern. Sie würden alles für ihre Geschwister tun.

Die einzige auf die ich während des Lesens einen regelrechten Hass ausgeübt habe ist Lochan und Mayas Mutter. Ich glaube ich habe noch nie so eine verantwortungslose, selbstsüchtige und egoistische Frau erlebt. Wie können einem seine Kinder so egal sein, dass man sie mit allem alleine lässt, sich nicht dafür interessiert wie es ihnen geht, wie sie die Situation meistern und die Aufgaben übernehmen, die eigentlich ihre sein sollten? Ja eine Mutter, die es nicht einmal begreift, wieso sie ihr eigen Fleisch und Blut mit Geld unterstützen sollte. Nein ihr Verhalten konnte ich wirklich in keinster Weise verstehen.  

Mein Fazit

„Forbidden“ von Tabitha Suzuma ist eine der berührensten und einnehmendsten Geschichten, die ich bis jetzt gelesen habe. Ich habe wirklich noch kein Buch gelesen, bei dem ich Angst hatte, dass nächste Kapital zu lesen, weil ich befürchtete dass das kurzfristige Glück jäh zerstört werden könnte. Aber sie hat mich auch sehr nachdenklich gestimmt und mir gezeigt, dass es bei manchen Dingen einfach kein richtig oder falschen gibt. Vor allem nicht wenn es um Gefühle geht. Nicht zu vergessen die beiden Protagonisten Lochan und Maya, die mir von der ersten Seite ans Herz gewachsen sind.

Ich habe auf jeden Fall ein neues Lieblingsbuch gefunden, dessen Geschichte mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.