Rezension

Etwas träger Auftakt

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 3.5 Sternen

Blue hasst die Raven Boys, jene Schüler der Privatschule, die stinkreich sind und auf alle anderen hinabsehen. Und ausgerechnet in Gansey soll sie sich laut Prophezeiung verlieben? Niemals! Doch schon bald kommt sie in Berührung mit ihm und den anderen Raven Boys. Ganseys Clique ist auf der Suche nach den Ley-Linien. Diese sollen der Legende nach den Weg zum Grab des walisischen Königs Glendower weisen und sind voll mit Magie gepumpt. Kann Blue ihnen mit ihren besonderen Fähigkeiten helfen?

Blue ist ein ausgeflipptes Mädchen, das zwar selber keine hellseherischen Fähigkeiten besitzt, die Kräfte ihrer Verwandten aber durch ihre bloße Anwesenheit verstärken kann. Aufgrund ihrer Prophezeiung macht sie sich nichts aus Jungs, viel zu gefährlich wäre es, wenn sie einem von ihnen zu nahe kommen würde. Doch das Schicksal will nicht immer wie man selbst.

Gansey ist besessen von dem Geheimnis um Glendower. Er hat sein gesamtes Leben danach ausgerichtet, was er sich auch leisten kann. Denn er ist stinkreich. Genau aus diesem Grunde kann Blue ihn überhaupt nicht leiden. Ohne es wirklich zu wollen, ist Gansey häufig herablassend und lässt heraushängen, dass er Geld hat. Gleichzeitig ist er aber ein treuer Freund, der seine eigenen Bedürfnisse hintenan stellen kann.

Was ich mit Adam, einem weiteren Raven Boy, anfangen soll, weiß ich noch nicht so ganz. Er hat sich seinen Platz an der Eliteschule hart erarbeitet. Seine Familie lebt in einem Trailerpark, und er arbeitet jeden Tag mehrere Schichten, um das Schulgeld aufbringen zu können. Er ist so stolz, dass er sich von Gansey auf keinen Fall helfen lassen will und sich die meiste Zeit selber im Weg steht. Er ist schüchtern und nett, auf der anderen Seite aber auch unglaublich stur.

Ich habe ein bisschen Zeit gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden. Es gab viele Elemente, mit denen ich zunächst überhaupt nichts anfangen konnte. Diese brauchten natürliche ihre Zeit, um vernünftig eingeführt zu wurden. Die Mystik um Glendower war für mich etwas völlig Neues und zugleich sehr Interessantes. Gleichzeitig ging mir dann aber alles etwas zu langsam, für mich kam die Handlung erst auf den letzten 100 Seiten so richtig in Fahrt. Vorher kam es mir so vor, als wäre das alles noch Exposition.

Ich bin mir nicht so sicher, für welche Altersgruppe Wen der Rabe ruft konzipiert ist. Auf der einen Seite ist die Handlung relativ harmlos und erscheint mir wie ein Kinder- oder junges Jugendbuch, doch auf der anderen Seite gibt es vor allem gegen Ende einige Szenen, die dagegen sprechen. Der Schreibstil klingt manchmal etwas kindisch, oft zeigt Stiefvater aber auch, dass sie es schreibtechnisch ziemlich drauf hat. So war ich beim Lesen die ganze Zeit etwas uneinig mit mir selber, wo ich das Buch einordnen und welche Erwartungen ich dementsprechend haben sollte. Denn ein Buch für junge Jugendliche liest man anders als eines für 15-17-Jährige.

Während des Lesens hatte ich zwar das Gefühl, dass die Handlung nicht so wirklich voranschreitet, trotzdem wollte ich weiterlesen. Es war nur nicht so, dass ich weiterlesen MUSSTE, wie es bei anderen oft der Fall ist. Am Ende hat es mich dann aber doch gepackt, und ich bin froh, den zweiten Teil schon bei mir zu Hause zu haben, sodass ich direkt weitermachen kann.
Die Grundthematik ist spannend, und ich hoffe, dass der Folgeband mit etwas mehr Dynamik aufwarten kann.