Rezension

Wenn ein einziger Kuss töten kann - ein Leben zwischen Realität und Wirklichkeit...

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Inhalt
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Blue hat eine ganz besondere Gabe. Sie selbst kann zwar nicht hellsehen, doch durch ihre bloße Anwesenheit übernatürliche Schwingungen verstärken. Doch manchmal wünschte Blue, sie hätte selbst Fähigkeiten, denn ihre restliche Familie verdient sich als Wahrsager den Lebensunterhalt. An einem Tag soll sie wieder zwischen den Geistern auf dem Friedhof und ihren Tanten vermitteln. Dabei kann sie zum ersten Mal einen Geist sehen, alles was sie über ihn erfährt ist sein Name und dass er bald sterben wird. Hat die ihr allseits gemachte Prophezeiung damit zu tun? Ein Kuss kann ihrer wahren Liebe den Tod bringen...

Mein Eindruck
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Wirklich positiv ist mir gleich zu Beginn der Schreibstil aufgefallen. Maggie Stiefvater schreibt Wohlfühlstimmung herbei. Von Anfang an taucht man in Blues Leben ein und fühlt sich unter ihren skurrilen Tanten und ihrer Mutter pudelwohl. Alle scheinen magisch begabt zu sein und verdienen ihren Lebensunterhalt mitunter einer Astrohotline. Blue dagegen ist fast völlig normal - fast. In ihrer Umgebung scheinen sich übernatürliche Schwingungen und Erscheinungen zu verstärken, obwohl sie selbst nichts davon wahrnimmt. 

Schon nach kurzer Zeit wird einem einer der männlichen Hauptpersonen Gansey vorgestellt. Ohne Spaß, er heißt wirklich so! Immerhin ist es nur sein Nachname, mit dem ihn jeder anspricht. Doch Gansey ist nicht alleine, mit einer Gruppe von Freunden besucht er eine Jungenprivatschule. In ihrer Freizeit gibt es nur ein Hobby: die Leylinien. Sie sollen der Schlüssel sein, um den Weg zum Grab eines uralten Königs zu finden. Gansey, Ronan und Adam suchen so lange danach, bis sie nicht mehr vorwärts kommen. In ihrer Verzweiflung hoffen sie schließlich auf die Wahrsagerinnen.

Die Idee an sich ist echt gut gemacht. Ebenso wie sich Stück für Stück die Wege der Charaktere kreuzen und man mehr über sie erfährt. Danach aber wurde es für mich leider schnell langweilig. Im Prinzip geht die Geschichte kein Stück vorwärts. Maggie Stiefvater erzählt unheimlich langsam. Es dauert bis kurz vor Schluss, als endlich richtige Action ins Spiel kommt. Doch stattdessen sie den Schwung mitnimmt, folgt gleich eine erzählerische Pause und nimmt dem rasanten Anstieg wieder den Wind aus den Segeln. 

Alles in allem hatte ich mir von Hauptcharakter Blue noch ein wenig mehr erhofft. Im Vergleich zu der Gruppe Jungs verblasst sie leider ziemlich schnell. Auch ihre Fähigkeit wird nicht ausgebaut, sondern der Schwerpunkt mehr auf die einzelnen Geschichten der Raven Boys gelegt. Außerdem fand ich es ziemlich frustrierend, wie wenig man im Laufe des Buches eigentlich erfährt. Es gibt nur vereinzelte neue Erkenntnisse und für meinen Geschmack werden zu viele Fragen aufgeworfen, statt beantwortet. Gemeinsam mit dem langsamen Erzähltempo bin ich stellenweise an die Grenze meiner Geduld gelangt, obwohl ich das Buch an sich gerne gelesen habe. 

Fazit 
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In "Wen der Rabe ruft" hat Maggie Stiefvater mit erzählerischer Dichte eine hübsche Geschichte gewoben. Die Gruppe von Jungs wächst einem näher ans Herz, ebenso ihre Suche nach den Leylinien. Blue dagegen blieb leider blass, genauso der Handlungsverlauf. Mir ging es viel zu langsam vorwärts, gleichzeitig werden nur Fragen aufgeworfen statt beantwortet. Klar ist es nur der Auftakt, doch ich hatte mir mehr erhofft, als eine überlange Einleitung. Für Freunde der ruhigen Erzählung empfehlenswert, für ungeduldige Leser wie mich eher schwierig.