Rezension

Etwas sperrig aber mit Potential

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es gibt Bücher, die schleichen sich ganz leise von hinten an und hauen mich dann plötzlich und vollkommen unerwartet regelrecht um. So erging es mir mit Maggie Stiefvaters "Wen der Rabe ruft". Zu Beginn hatte ich schon so meine Schwierigkeiten in die Handlung zu finden, da die Autorin eine gefühlte Ewigkeit gebraucht hat, bis sie alle wichtigen Figuren vorstellt hat. Da es sich aber um den Auftakt einer vierteiligen Reihe handelt, braucht man dieses Wissen natürlich. Trotzdem hab ich den Anfang dadurch als eher holprig empfunden, doch dann hat es Frau Stiefvater wieder geschafft mich zu überzeugen. Ihre Figuren sind vielschichtig und jede hat so ihre ganz eigenen Geheimnisse, gerade das hat sie für mich sehr interessant gemacht, obwohl man ihnen nur bedingt nahe kommt. Sie sind spröde und mögen zu viel Nähe nicht so gerne.

Nicht mit allen Themen konnte ich gleich etwas anfangen, manchmal war es mir schon ein wenig sehr esoterisch, das muss ich zugeben. Wenn man sich aber einfach in die Geschichte fallen lässt... nun dann kann es passieren, dass man plötzlich von einer ganz eigenen Magie erfasst wird. So erging es mir und auf einmal hat es mich eben einfach umgehauen. Gerade Figuren wie Ronan haben mich dabei übrigens am meisten überzeugt. Da war etwas an ihm das mich sehr fasziniert. Auch Noah ist eine Figur zu der ich mich stark hingezogen fühlte, während Adam mir eher etwas fremd blieb. Gansey hat natürlich auch seinen Charme und Blue ist klasse (finde ich *g*). Eigentlich mochte ich sie vor allem als Gruppe sehr gerne. Sie sind irgendwie alle Hauptfiguren und das gefiel mir, die Balance war genau richtig. Auch die Schwierigkeiten die diese Freundschaft mit sich bringt waren für mich sehr realistisch dargestellt. 

Die Handlung als solche hat mir nach und nach immer besser gefallen und ab der zweiten Hälfte passieren immer wieder Dinge die mich dann richtig überzeugt haben, sodass ich meine Skepsis nach und nach verloren habe. Das heißt nicht das der Anfang nicht auch gut war, aber dann waren eben erstmal Abschnitte bei denen ich nicht ganz sicher war, wie ich sie finde. 
Wie gesagt es ist ein Auftakt und daher ist "Wen der Rabe ruf" eher ein Appetitanreger auf die restliche Handlung, für mich persönlich hat er Heißhunger ausgelöst und wenn ich nicht den deutschen Band im Regal stehen hätte, würde ich jetzt sofort zur englischen Fortsetzung greifen. So aber steigere ich halt noch ein klein wenig meine Vorfreude.

Maggie Stiefvater entwickelt sich langsam aber sicher zu einer meiner Lieblingsautorinnen, auch wenn ich finde das "Rot wie das Meer" deshalb so stark ist, weil der Ronan für sich steht  und es natürlich schön wäre, wenn man nicht ständig mit irgendwelchen Reihen konfrontiert werden würde... Aber gut ich habe mich halt hinreißen lassen und nun bin ich selbst Schuld an meinem Reihendilemma. 

Auf jeden Fall hat sie einfach eine ganz eigene Art zu schreiben die mich immer wieder fasziniert und berührt. Daher lasse ich mich gerne weiter in ihre Welt ziehen.   
Bleibt noch abzuwarten wie der Roman sich dann im Kontext der ganzen Reihe einfügt.