Rezension

Typisch Stiefvater - mystisch, außergewöhnlich und kein 0815!

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Jedes Jahr im April empfängt Blue die Seelen derer, die bald sterben werden, auf dem verwitterten Kirchhof außerhalb ihrer Stadt. Bisher konnte sie sie nur spüren, nie sehen – bis in diesem Jahr plötzlich der Geist eines Jungen aus dem Dunkel auftaucht. Sein Name lautet Gansey, und dass Blue ihn sieht, bedeutet, dass sie der Grund für seinen nahen Tod sein wird. Seit Blue sich erinnern kann, lebt sie mit der Weissagung, dass sie ihre wahre Liebe durch einen Kuss töten wird. Ist damit etwa Gansey gemeint?

Blue lebt in einer Wahrsager Familie. Zusammen wohnt sie mit ihrer Mutter und drei weiteren mit Hellseherischen Kräften ausgestatteten Frauen in Henrietta, Arizona. Blue ist das was man sich unter einem jungen, selbstständigen und vor allem selbstbewussten Mädchen vorstellt. Sie lässt sich keine Regeln aufzwingen, geht ihren eigenen Weg und war mir dadurch völlig sympathisch. Blue ist definitiv keines dieser liebesverrückten Mädchen, die sich sofort verlieben und nur mehr einen Gedanken haben. Sicherlich auch ein Grund mehr, weshalb ich die Autorin so mag, denn sie wird nie kitschig. 

Als Blue bei einem alljährlichen Ritual zum ersten Mal einen Geist sieht und auch noch mit ihm reden kann, sind sich die Frauen in ihrer Familie einig: Dieser Junge ist ihre wahre Liebe und das bedeutet gleichzeitig seinen Tod. Da sich das ganze erst in der Zukunft abspielen wird, bekommt Blue noch die Gelegenheit Gansey kennen zu lernen. Denn wenn sie sich nicht ineinander verlieben, kann alles noch umgeschrieben werden. Theoretisch..

Abgesehen von ihren verrückten Leben mit hellseherisch veranlagten Frauen, ist ihr Tagesablauf der einer ganz normalen Schülerin. Nebenbei arbeitet Blue noch in einem Restaurant und genau dort lernt sie auch die Raven Boys kennen, die so genannt werden wegen ihres Emblems auf ihrer Schuluniform. Eine Schule für reiche, versnobte Kids aus gutem Haus. Darunter befindet sich auch Gansey.. 

Beim Schreiben der Rezension ist mir aufgefallen, um wie viel mehr es in diesem Buch eigentlich geht. Ich möchte gar nicht viel darüber schreiben, da ich auf keinen Fall spoilern möchte. Aber ich kann euch versprechen, dass es mit Sicherheit mehr ist als nur eine schicksalsträchtige Geschichte. 

Gansey zu beschreiben fällt mir wirklich schwer. Obwohl das Damokles Schwert über ihn hängt, was er natürlich noch nicht weiß, ist die Geschichte zwar um ihn herum aufgebaut aber er ist mehr das fehlende Puzzleteilchen, als der glänzende Diamant auf den jeder unwillkürlich achtet. Denn Blue lernt gar nicht Gansey als erstes kennen sondern seinen besten Freund Adam. Und Adam ist zweifelsohne an Blue interessiert, was er deutlich zeigt. Aber Maggie Stiefvater ist kein Typ für eine lasche Dreiecksbeziehung - und es geht auch nicht in diese Richtung! Es war einfach nur überraschend, eine Wendung die man nicht erwartet.

Hinzu kommen noch die restlichen Raven Boys, Ronan und Noah. Aber alle vier Freunde scheinen untereinander Dinge zu verheimlichen oder vor etwas davon zu laufen. Dennoch sehen sie sich alle als eine Einheit und Gansey ist, obwohl er es selbst gar nicht merkt, der Mittelpunkt der alle immer zusammen bringt. Freundschaft und Loyalität werden hier ganz groß geschrieben.

Durch die vielschichtigen Charaktere bietet die Handlung einen zwar nicht immer überschaubaren Rahmen, aber es lohnt sich dran zu bleiben. Die Autorin hat hier Fantasie mit Krimi gemischt, mit Magie gespielt und durch ihren einzigartigen Stil ist "Wen der Rabe ruft" zu einem echten Highlight geworden.

Maggie Stiefvater ist für mich eine sehr außergewöhnliche Autorin. Sie hat einen eigensinnigen, seltsamen Schreibstil welcher schon fast ins dunkle märchenhafte abdriftet. Man weiß nie wie sich ihre Geschichten im Laufe des Lesens entwickeln, aber eines weiß man mit Sicherheit; Maggie Stiefvaters Bücher sind ein Garant für leicht melancholische und sonderbare Stunden. Nicht ohne Grund befindet sich Frau Stiefvater in meiner persönlich Top 5 meiner liebsten Autoren, sobald ich in eines ihrer Bücher abtauche fühle ich mich angekommen.

"Wen der Rabe ruft" fängt verwirrend an, wird gegen Mitte nochmals um einiges verwirrender und am Ende ist man einfach nur begeistert. Die Autorin hat eine Geschichte geliefert welche mich fesseln und verzaubern konnte, ich freue mich schon auf den zweiten Band der im September 2014 unter dem Titel "Wer die Lilie träumt"erscheint. Ich möchte noch kurz betonen, dass diese Rezension dem Buch in keinster Weise gerecht wird, nur kann ich meine Begeisterung diesesmal einfach nicht in Worte verpacken. 5/5 Rawr's