Rezension

Feminstinnen und Margarine

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

„Von meinem verstorbenen Vater habe ich gelernt, dass eine Frau stets duldsam sein sollte. Dennoch gibt es zwei Dinge, die ich nicht ertragen kann: Feministinnen und Margarine.“

 

Rika, eine angepasste junge Journalistin aus Tokio, sichert sich ein Exklusivinterview mit Manako Kajii – einer mutmaßlichen Serienmörderin. Kajii hatte vor wenigen Jahren Japan in Aufregung versetzt, da sie – weder schlank, noch hübsch – eine Reihe Männer verführt und anschließend ermordet haben soll. Bei ihren regelmäßigen Besuchen im Gefängnis, bei denen Kajii darauf besteht, ausschließlich über Essen und Rezepte und keinesfalls über ihren Fall zu sprechen, stellt Rika viele „Wahrheiten“ ihres eigenen Lebens infrage.

 

Wie beschreibt man einen Roman wie „Butter“? Die vom Verlag angestrebten Vergleiche, zum Beispiel zu Han Kangs „Vegetarierin“, greifen für mich alle zu kurz – und haben mich glücklicherweise nicht abgeschreckt, da ich gerade mit der „Vegetarierin“ so gar nicht warm geworden bin. „Butter“ hat anders als viele Bücher, die ich bisher aus dem asiatischen Raum gelesen habe, mit Rika eine nahbare Protagonistin, was mir den Einstieg ins Buch deutlich erleichtert hat.

Auch handelt es sich trotz der Mordserie definitiv nicht um einen Krimi. „Butter“ lebt deutlich weniger von einem rasanten Plot als von der feinen Zeichnung der unterschiedlichen Charaktere und vor allem der Beziehungen, die sich bedingt durch Rikas Treffen mit Kajii, deutlich verschieben.

Überhaupt: Manako Kajii – manipulativ, selbstgerecht und für mich trotzdem eine der faszinierendsten Buchfiguren seit langem. Kajii lehnt den Feminismus entschieden ab – und schafft es doch teilweise sich den gesellschaftlichen Zwängen und zahllosen Erwartungen an Frauen erfolgreicher zu versagen als Rika und ihre beste Freundin Reiko, die sich ihrer Limitation auch durch die inhaftierte Mörderin bewusst werden.

„Butter“ ist für mich eine spannende Mischung diverser Genres, Themen und gesellschaftlicher Kritik, die mich auf den fast 450 Seiten auch bei objektiv langsam erzählter Handlung sehr gut unterhalten hat. Auf detailreiche Essensbeschreibungen muss man eingestellt sein – auch wenn mich diese als Vegetarierin kaum geteasert haben. „Butter“ ist trotzdem bereits jetzt eines meiner Highlights des Jahres 2022.