Rezension

Genussvolle Selbstfindung

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine Geschichte über eine „Beziehung“ zwischen einer Reporterin und einer Gefängnisinsassin liest man nicht alle Tage. Doch nicht nur in der Hinsicht ist dieser Roman ungewöhnlich und originell.

Hauptfigur Rika Machida bemüht sich um ein Exklusivinterview mit Manako Kajii. Letztere soll das Leben dreier Männer auf dem Gewissen haben, die auf mysteriöse Weise umkamen. Bei jedem Besuch im Gefängnis versucht Rika mehr Infos aus der Angeklagten herauszulocken und kann sich immer weniger ihrem Einfluss entziehen.

Die Geschichte ist deshalb so faszinierend, weil die Autorin verschiedenste Frauentypen vorstellt, ohne eine bestimmte Position zu vertreten, und auch die typischen Bedürfnisse japanischen Männer auf den Punkt bringt. Manako zum Beispiel hat paradoxerweise eine sehr konservative Haltung zur Frauenrolle und nimmt sich trotzdem die Freiheit, sich ihren kulinarischen Gelüsten hinzugeben. Mit großem Vergnügen und Appetit habe ich verfolgt, wie sie von ihrer Zelle aus die Reporterin auf zahlreiche Missionen schickt, damit diese üppige Gerichte mit reichlich Butter und viele andere Delikatessen zu kochen und zu schätzen lernt. Die sinnlichen Beschreibungen ihrer Geschmackserlebnisse waren auch für mich ein Genuss.

Mit lakonischem Humor und Tiefgang beleuchtet Asako Yuzuki Themen wie Freundschaft, Ehe, Kinderwunsch, die Pflege älterer Menschen, Karriere und Einsamkeit und erzählt, wie die Protagonistin allmählich einen neuen Lebensstil und Selbstwertgefühl entwickelt.