Rezension

So wundervoll und unheimlich traurig

Der Märchenerzähler - Antonia Michaelis

Der Märchenerzähler
von Antonia Michaelis

Die Autorin:

Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren. Sie ist eine deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin sowie Schriftstellerin von Belletristik. Darüber hinaus schreibt sie Theaterstücke. Antonia Michaelis bereiste die Welt, arbeitete in Südindien, Nepal und Peru. Sie lebt seit einiger Zeit als freie Schriftstellerin in der Nähe von Usedom und hat bereits zahlreiche Bücher verfasst.

Kurzinhalt:

Das Buch erzählt von Anna und Abel, dem Märchenerzähler und seiner kleinen Schwester. Es erzählt von einer Liebe, die gegen alles und jeden siegt, in der das Unmöglich möglich ist und von einem Märchen, dass doch keines ist. Und die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verschwimmen mit jedem kleinen Teil des Märchens mehr und mehr.

Meinung:

Das Buch handelt von Anna und Abel. Anna ist 18 Jahre und geht auf das Gymnasium. Sie lebt in ihrer eigenen kleinen, heilen und reichen Welt und hat Träume und Pläne für ihre Zukunft. Abel, ist fast 18, geht auf Annas Schule und wird auch als der polnischer Kurzwarenhändler bezeichnet. Denn er verkauf Drogen, um für sich und seine kleine Schwester Micha zu sorgen. Er wohnt im Plattenbau und kämpft für sich und seine kleine Schwester. Alles beginnt mit einer kleinen Stoffpuppe und man denkt erst, wir sind jetzt in einem Horrorfilm gelandet.

„Und dann, nach der sechsten Stunde, nach einem absolut tödlichem Biokurs, fand sie die Puppe“ (S. 17)

Aber dem ist nicht so, denn wir steigen hier in eine Liebesgeschichte ein, die doch so gar nicht wie andere Liebesgeschichten ist. Anna und Abel finden irgendwie zueinander, obwohl beide nicht für die Welt des anderen geschaffen sind. Anna stolpert Mitten in das Märchen hinein, das Abel der kleinen Micha jeden Tag ein bisschen weiter erzählt.

Von Seite zu Seite habe ich mitgefiebert und war begierig danach zu erfahren, wie das Märchen der kleinen Klippenkönigin weiter geht, obwohl ich von Beginn an wusste, das es ein düsteres Märchen wird und es hat mich tief berührt.

„Erst später, viel später, erst zu spät, würde Anna begreifen, dass diese Märchen tödlich war.“ (S. 45)

Der Schreibstil der Autorin ist einfach phantastisch, ich war sofort vollkommen in der Geschichte gefangen und habe das Buch in nur zwei Tagen verschlungen. Er ist einfach und leicht und zugleich von Traurigkeit und Schwermut durchzogen.

„Er war nicht da. Er war nirgends. Er hatte sich aufgelöst, in Nichts, in Luft, in Tauwasser.“ (S. 402)

Die Autorin schafft es, immer und immer wieder zum weiterlesen zu animieren. Mit vielen versteckten Hinweisen aber auch eindeutigen Zeichen, sorgte sie dafür, dass meine Neugierde ins schier Unermessliche stieg. Ständig hatte ich schlimme Vorahnungen, habe mitgefiebert und mir lief auf vielen Seiten ein eiskalter Schauer über den Rücken begleitet von tiefer Traurigkeit. Das Ende habe ich mir von Beginn an traurig und brutal ausgemalt. Doch das Ende ist ganz anders, als ich es gedacht hätte, alles entwickelt sich doch anders und trotzdem ist genau dies der Reiz des Buches. Es fühlt sich an, als wäre der Leser absichtlich auf die falsche Fährte geführt worden, nur um dann umso mehr überrascht zu werden. Das hat funktioniert und ich bin noch immer gerührt und gefangen von der Geschichte. Das Ende ist so voller Überraschungen und doch so tieftraurig aber trotzdem begeleitet von einem kleinen aber bitteren Happy End.

Fazit:

Der Märchenerzähler ist ein Buch, anders als alle, die ich bisher gelesen habe. Eine Liebesgeschichte, die anders als alle andern ist und irgendwie auch keine ist. Es ist eine Geschichte in der Geschichte, eine ergreifender und packender als die andere. Antonia Michaelis hat ein wundervolles und gleichzeitig tieftrauriges Buch erschaffen und mich mit ihrem wundervollen Schreibstil vollkommen in ihren Bann gezogen.