Rezension

Starkes Debut

Der Inselmann -

Der Inselmann
von Dirk Gieselmann

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Inselmann" ist ein Debutroman des Autoren Dirk Gieselmann, umfasst 171 Seiten und erscheint im Frühjahr 2023 bei Kiepenheuer & Witsch.
Der Roman spielt irgendwann in der Nachkriegszeit in Deutschland. Die Familie Roleder lebt mit Sohn Hans zur Miete in einer kleinen Wohnung, als die Eltern beschließen, auf die der Stadt vorgelagerte Insel zu ziehen. Hals über Kopf packen sie ihre sieben Sachen und setzen in Nebel und Kälte über. Auf der kleinen Insel im See herrschen keine idealen Bedingungen: die Schafherde wurde vom Schäfer verlassen, die Hütte ist heruntergekommen, der Hütehund verschwunden. Die stillen Eltern beginnen stoisch ihr Tagwerk und werden noch schweigsamer, doch der junge Hans hat sein Paradies gefunden. Bis die Schulbehörde sein Verschwinden bemerkt und ihn in eine Besserungsanstalt abschiebt. Doch statt zu zerbrechen, überlebt Hans auch diesen Terror und geht weiter seiner Wege.
Das Werk wird deutlich geprägt von seinem Sprachstil. Abgebrochene Sätze, starke Verben, Gedankensprünge machen das Lesen zuerst etwas schwierig. Doch wer sich darauf einlässt wird mitgenommen in eine ganz besondere Welt, in der es eben nicht viele Worte braucht, um trotzdem bleibende Eindrücke zu hinterlassen, in der Gedanken auch mal hin - und herspringen, in der nicht jede Ecke beleuchtet werden muss, sondern es dem Leser überlassen ist, die Lücke zu füllen.
Hinzu kommen starke Protagonisten, die menschliches Leid erleben, daran zerbrechen oder ihrem Schicksal zeitweise entfliehen, um letztendlich doch davon eingeholt zu werden. Spätestens jetzt weiß man auch, das es kein fulminantes Happy End geben wird...und das ist absolut in Ordnung.
Für mich ein wirklich empfehlenswertes Buch mit einer ausdrucksstarken Sprache, der man leider nicht oft begegnet.