Rezension

Zu viel gewollt

Blue Skies
von T.C. Boyle

Bewertet mit 2 Sternen

Ich wurde mit dem Roman nicht wirklich warm. Die Dystopie ist einfach nur schrecklich und ich denke, dessen sollte mensch sich vorm Lesen wirklich bewusst sein. Gerade angesichts der sehr realen Klimakrise fand ich es nämlich phasenweise sehr schwer auszuhalten. Das Leben und Handeln der Protagonist*innen ist einfach irgendwie komplett absurd. Sicherlich war das beabsichtigt, aber spätestens ab dem grausamen Zwischenfall etwa in der Hälfte hat mich T. C. Boyle einfach verloren. Die Schreckensszenarien schienen sich irgendwie nur noch überbieten zu wollen, die Figuren blieben meiner Meinung nach wiederum sehr flach.

Zusätzlich sind alle Haupt- und Nebenfiguren einfach nur schrecklich unsympathisch. Daher fiel es mir total schwer, mich auch nur ein bisschen mit ihnen zu identifizieren oder ihnen mein Mitgefühl zu schenken. Alle Beziehungen sind ebenfalls irgendwie oberflächlich, angespannt oder schlicht und ergreifend furchtbar. Eigenartige Charaktere scheinen bei dem Autor ja wiederholt eine Rolle zu spielen, aber das ist in dieser Intensität einfach nichts für mich.

Meine Erwartungen an eine zynische, aber humorvolle Betrachtung menschlichen Handelns in Reaktion auf die Klimakrise wurden damit nicht zufriedenstellend erfüllt. Während der Zynismus durchaus vorhanden ist, fehlt es der Geschichte für meinen Geschmack an Zusammenhang und menschlicher Tiefe. Es schien manchmal, als hätte T. C. Boyle hier einfach zu viel gewollt und durchaus wichtige Appelle gehen bei aller Diffusität irgendwie unter.