Rezension

Eine Geschichte wie eine Prophezeiung

Blue Skies
von T.C. Boyle

Bewertet mit 5 Sternen

Wasser, das Dir bis zum Hals steht. Hitze, die alles verbrennt und entzündet, was ihr ausgesetzt ist.

Die Folgen des Klimawandels mögen uns häufig noch abstrakt erscheinen, nach Sciene-Fiction klingen oder ein Schreckgespenst von zumeist jungen Menschen sein, die für ihre Protestaktionen ihr Leben riskieren. Doch hat die Apokalypse bereits begonnen. Und wir sind ein Teil von ihr. Und mittendrin.

T. C. Boyle lässt mit „Blue Skies“ keinen Zweifel zu: Das Wetter wandelt sich, die Erde gerät aus dem Gleichgewicht. Und er lässt uns die Folgen von steigenden Temperaturen, Überflutungen und die Verzweiflung der Menschen, die um ihr Leben und Fortbestehen fürchten müssen, hautnah spüren. Seine Figuren sind diesem Prozess dabei hilflos ausgesetzt, kämpfen zum Teil entschlossen gegen die nahende Katastrophe an, erleben ihre Ohnmacht, ihre Vergänglichkeit.

Extrem sind jedoch nicht nur die Verhältnisse, die Lebensbedingungen, die Kräfte der Natur, die auf und ihre Leben wirken, auch seine Charaktere erscheinen so. Cat, die „Python Mom“, eine Influencerin, die sich in Florida mit einem Bacardi-Botschafter ein gemeinsames Leben aufbaut. Und der von Dauerregen und Sturmfluten im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggespült wird.

In Kalifornien kämpfen Ottilie, ihr Mann Frank und ihr Sohn Cooper dagegen mit den Auswirkungen von sengender Hitze, Dürre und Bränden, welche die Gegend zu entvölkern drohen. Cooper als Insektenforscher und körperliches Opfer seiner Forschungsobjekte erscheint dabei zu Beginn der Geschichte fanatisch-mahnend, ein Pessimist und Schwarzseher, was die Auswirkungen der Menschheit auf die Erde anbelangt. Doch wird er zum eigentlichen Propheten. Und wir alle Zeugen eines umfangreichenden Artensterbens.

Nach und nach schleicht sich das Grauen in die Geschichte, steigert sich, wird zur eigentlichen Apokalypse. Die Auswirkungen des Klimawandels erscheinen dabei so erschreckend real, werden von Boyle so glaubwürdig, realistisch und authentisch geschildert, dass mir der Atem stockte. Gänsehaut sich auf meinen Armen ausgebreitete. Und ich den Roman nicht aus der Hand legen konnte. Auch er liest sich wie eine Prophezeiung. Wie die Warnung vor unserem Untergang.