Rezension

Lebensgeschichte gepaart mit DDR-Schicksalen

Die Sturmrose - Corina Bomann

Die Sturmrose
von Corina Bomann

Bewertet mit 4 Sternen

"Sturmrose" handelt von Annabel Hansen, die nach einer gescheiterten Ehe gemeinsam mit ihrer fünfjährigen Tochter den Neuanfang in Binz wagt. Dort verliebt sie sich in einen alter Kutter, die "Sturmrose". Annabel hat die Idee diesen Kutter zu einem Kulturschiff umzufunktionieren. Bei dem Versuch die Sturmrose zu kaufen, trifft sie auf Christian, dessen Schicksal eng mit dem Kutter verbunden ist. Sie werden zu gemeinsamen Kaufpartnern des Schiffs und entdecken, dass die Sturmrose als Fluchtschiff aus der DDR genutzt wurde. Die beiden entdecken mehr und mehr über die Menschen, deren Schicksal eng mit der Sturmrose verknüpft ist und sie tauchen auch in Annabels eigene Kindheitserlebnisse aus der DDR ein...

Nachdem mich "Die Jasminschwestern" wirklich begeistern konnten, war ich auf "Die Sturmrose" natürlich sehr gespannt und ich kann es vorweg nehmen, das neue Buch von Corina Bomann kann durchaus mithalten. Mir hat gefallen, dass man mit "Die Sturmrose" in eine ganz andere Zeitepoche eindringt. Zwar taucht man nicht in fremde Kulturwelten ein, da die DDR ja ein Teil der deutschen Geschichte war und trotzdem ist dies auch für mich als "Wessi" etwas fremd. Daher fand ich diese Idee sehr spannend.

Annabel Hansen ist eine sehr sympathische Protagonistin, mit der es angenehm ist durch die Geschichte zu gehen. Man erlebt den Hauptteil des Erzählten durch ihre Augen, aber auch andere Figuren kommen zum Zug. Hier bin ich auch schon beim ersten Kritikpunkt. Grundsätzlich hat mir gefallen, dass Bomann ihren Erzählstil aus "Die Jasminschwestern" nicht komplett übernommen hat. Dies zeigt ja, dass Autoren ihr Handwerk beherrschen. Die Idee war es nun also, die DDR-Erlebnisse der anderen Figuren aus ihrer Sicht darzustellen. Das fand ich zwar sehr interessant, aber es war sehr schwer zum Umdenken. Da man fast ausschließlich alles aus der Annabelschen Ich-Perspektive erlebt, waw man grundsätzlich verwirrt, wenn Christian plötzlich aus der Ich-Perspektive erzählte oder der Kapitän, der das Fluchtschiff steuerte. Hier hätte es ein personaler Erzählstil vollkommen ausgereicht, der hätte auch noch mal zusätzlich verdeutlicht, dass hier gerade andere Figuren erzählen. Zudem fand ich die DDR-Geschichte irgendwie unbefriedigend auserzählt. Gerade auch durch die Ankündigung im Klappentext hätte ich mir da einfach mehr vorgestellt. Es werden die unterschiedlichen Seiten (Flüchtling, Fluchthelfer, Stasi-Opfer) dargestellt, aber einfach sehr knapp.

Aber über diese Schwächen kann man hinwegsehen, weil der Rest absoluten Lesegenuss bietet. Man gleitet regelrecht durch die Geschichte, weil der Schreibstil so locker, leicht, detailgetreu, im passenden Maße mit Dialogen angereichert ist. Die einzelnen Geschichten laufen perfekt zusammen, alles wird am Ende zufriedenstellend aufgelöst und dennoch wirkt es zu keinem Zeitpunkt klischeehaft. Corina Bomann schafft es einfach Geschichten zu schreiben, die wie aus dem Leben gegriffen sind und dennoch lernt man etwas dabei.

Fazit: "Die Sturmrose" bekommt von mir nur 4 Sterne, weil sie faktisch einfach etwas schwächer als "Die Jasminschwestern" ist. Dennoch gibt es eine absolute Leseempfehlung, weil man sich zu keinem Zeitpunkt langweilt, weil der ganze Stil der Leseseele gut tut und weil man einfach nur gespannt ist, wem im nächsten Buch ein Leben eingehaucht wird.