Rezension

Was würdest du geben, wie viel Böses würdest du vergessen, um dazuzugehöhren?

Bittersweet - Miranda Beverly-Whittemore

Bittersweet
von Miranda Beverly-Whittemore

Bewertet mit 4.5 Sternen

Geneva Winslow, von ihren Freunden Ev genannt, ist auf dem College Maybels Zimmergenossin. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, so scheint es, denn während Mabel aus eher ärmlichen Verhältnissen stammt, ist Ev Teil der extrem reichen Winslow-Familie. Auch bewundert Mabel Evs wunderschönes Aussehen, ihre allgemeine Beliebtheit und, dass was sie selber nicht zu haben scheint, eine glückliche Familie- eine perfekte Familie.
Was sollten diese beiden Mädchen also schon gemeinsam haben? Unüberwindbar erscheinen Mabel die Unterschiede, die sie trennen. Doch womit sie nicht gerechnet hätte: Die beiden freunden sich an und schließlich läd die glamouröse Ev Mabel ein, die Ferien auf dem Landsitz der Familie Winslow in Vermont zu verbringen.
Als Mabel dort ankommt, ist sie schier überwältigt von dem, was sie erwartet. Dieses große Grundstück, Winloch, beherbergt nicht nur wunderschöne Häuser für alle Mitglieder der Winslow-Familie, sondern auch ein See, auf dem regelmäßig Segeltörns stattfinden, in dem man schwimmen kann, unberührte Natur, außergewöhnliche Tiere, oder die Feuerwerke am sternenklaren Himmel bei den Familienfeiern, geben Mabel das Gefühl, sie befände sich im Paradies. Ein Ort, der perfekter nicht sein könnte, inmitten einer perfekten Familie. In diesem Paradies scheint alles möglich, sogar die erste Liebe findet sie dort.
Doch dann werfen dunkle, abscheuliche Taten ihren dunklen Schatten auf dieses Paradies. Denn Mabel macht eine Entdeckung, deren furchteregender Beginn schon sehr lange zurück liegt.
Ein Geheimnis, das gravierende Auswirungen auf die heutige Zeit hat.
Ein Geheimnis, das von den Betroffenen unentdeckt hätte bleiben sollen.
Ein Geheimnis, das Mabel vor die Wahl stellt und sie zur Entscheidung zwingt.
Soll sie diese schrecklichen Taten aufdecken und damit für Gerechtigkeit sorgen?
Oder soll sie die dunklen Geheimnisse der Familie bewahren, darüber schweigen, was sie weiß, damit sie nicht aus dem Paradies vertrieben wird?
Noch nie wurde die so durchschnittlich wirkende Mabel einfach so wie sie ist akzeptiert und wertgeschätzt.
Allerdings verändern sich auch die Familienmitglieder zunehmend, denn wer will schon, dass sein längst vergessen geglaubtes, dunkles Geheimnis wieder ans Tageslicht gezerrt wird?
Es wird eine schwere Entscheidung für Mabel werden. Denn was kein Geheimnis ist, ist, dass sich Menschen nur allzu schnell an Privilegien und Glück gewöhnen, sich daran festhalten und es nie wieder loslassen wollen, wenn sie es erst einmal genossen haben. Doch sagt einem das eigene Moralverständnis, dass solch ein Geschehen unaufgedeckt nicht bleiben darf.
Darüber hinaus wurde Mabel auch in Aussicht gestellt, dass sie ihr Leben lang zusammen mit Ev in dem wunderschönen Haus namens Bittersweet leben könnte. Ewig im Paradis zu bleiben oder für die Wahrheit aus diesem vertrieben zu werden, dass sind die offensichtlichen Möglichkeiten..

Im Verlaufe des Buches habe ich immer wieder meine Sicht auf die Charaktere ändern müssen, habe an ihrer Glaubwürdigkeit und Moral gezweifelt, war mir unsicher, ob ich nicht frühzeitig aus diesem "Paradies" geflohen wäre. Auch der schwieirge Weg Mabels auf der Suche nach dem Geheimnis ist sehr spannend, da man sich fragt welches zurückliegende Ereignis solche Auswirkungen haben kann.
Sehr interessant war es für mich auch zu sehen, wie sich Mabel verändert, je länger sie in dieser reichen Familie zu Gast ist. Was für die Winslows normal ist, scheint für Mable das reinste Abenteuer, wobei ihre Versuche, sich der Familie anzupassen oder so zu wirken als gehörte sie schon immer zu ihnen, einen beim Lesen durchaus auch schon zum Schmunzeln bringen.
Das Buch steckt voller Wendungen, Doppelmoralen, spannender Charaktere. Die Atmosphäre, die im Buch erzeugt wird, wechselt immer wieder, sodass man als Leser Mabels Stimmungswechsel am eigenen Leib miterlebt. So ist man als Leser mal euphorisch, kann Mabels Tatendrang nachvollziehen und mitfühlen, dann ist man unsicher, wütend oder entsetzt.
Das Buch ist sehr packend geschrieben und man kann sich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen.

Ich kann dieses Buch wirklich weiterempfehlen, da es spannend und berührend ist und zum Nachdenken anregt, denn was wäre es dir wert, was würdest du geben, wie viel Böses würdest du vergessen, um dazuzugehören? Oder würde dein Gewissen siegen?